Rossini Variationen | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Bohuslav Martinu

Rossini Variationen

Rossini Variationen für Violoncello und Klavier

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Violoncello
Klavier

Satzbezeichnung

Poco Allegro – Allegro moderato
Variation 1. Poco Allegro
Variation 2. Poco più Allegro
Variation 3. Andante
Variation 4. Allegro –
Moderato maestoso

Erläuterung

Trotz ihres beschwingten Charakters und ihrer Brillanz sind die Rossini-Variationen von Bohuslav Martinu ein Zeugnis der politischen Wirren des 20. Jahrhunderts. Als tschechischer Jude auf der Flucht vor den Nazis gelangte Martinu im März 1941 nach New York. Da er als einer der letzten prominenten Exil-Komponisten die USA erreichte, fand er für einen Neuanfang in den Vereinigten Staaten „nicht mehr dieselben Integrationsbedingungen vor, wie sie noch zu einem früheren Zeitpunkt bestanden. Wenn man Arnold Schönberg, Ernst Toch, Kurt Weill u. a. noch die Tore der wichtigsten Universitäten und Musikhochschulen geöffnet hatte, so musste sich das Land nun … auf die massenhafte Ankunft von Millionen Einwanderern gefasst machen, und die finanziellen Kürzungen trafen künstlerische Aktivitäten und universitäre Forschung in besonderem Maße” (Lenoir). Martinus Leben in den USA blieb deshalb trotz erfolgreicher sinfonischer Kompositionen unstet und von ständiger Sehnsucht nach der Heimat begleitet.

Zu den Gelegenheitsarbeiten, mit denen er sein Gehalt aufbessern konnte, gehören die Rossini-Variationen für Cello und Klavier (1942, gedruckt 1949). Sie sind dem großen Cellisten Gregor Piatigorsky gewidmet und verwenden ein Thema, das bereits Niccolò Paganini als Material für Violinvariationen benutzt hatte: die Preghiera (Gebet) aus Rossinis Oper Mosè in Egitto (Neapel 1818). Paganinis Variationen waren reine Bravourvariationen, für die vierte Saite der Violine geschrieben. Sie bildeten Martinus Ausgangspunkt. Der Tscheche knüpfte einerseits durch ostentative Virtuosität an das Vorbild an, setzte sich andererseits durch einen echten Duosatz mit selbständigem Klavier von ihm ab. Seine Rossini-Variationen wurden eine Art moderner Anti-Paganini.

Dies wird schon am Thema hörbar: im Original – bei Rossini – wird es von Schlägen der großen Trommel begleitet; Paganini hat diese übernommen, jedoch rhythmisch variiert, worauf er sich sehr viel zugutehielt. Martinu verzichtete auf den Effekt und schrieb stattdessen gliedernde Klaviereinwürfe, die die Duosituation betonen. Zum pompösen Trommelduktus kehrte er erst in der Coda zurück, die das Thema noch einmal aufgreift. Dazwischen kann man im Schlagabtausch der beiden Instrumente eine Triolenvariation (Var. I), eine Lauf- und Tremolovariation (Var. II), ein Andante mit feierlichen, tiefen Klavierakkorden (Var. III) und eine schnelle Finalvariation mit den verschiedensten Klangeffekten hören.