Quintetto D-Dur, op. 124 für Bläserquintett
Werkverzeichnisnummer:
Flöte
Oboe
Klarinette
Horn
Fagott
Allegro marziale
Andante – Allegretto
Allegro – Allegro con brio
Originale Bläserquintette aus dem Italien des 19. Jahrhunderts sind rar – wie man ja insgesamt hierzulande kaum etwas von jener Kammermusik kennt, die in der Zeit eines Schubert, Schumann oder Brahms südlich der Alpen entstanden ist. Komponisten wie Radicati, Bazzini oder Martucci gelten immer noch als Geheimtipp, umso mehr die Bläservirtuosen, die zugleich Kammermusik für ihre Instrumente schrieben. So hat auch der Flötist Giulio Briccialdi mit seinem Bläserquintett Opus 124 einen durchaus seriösen Versuch unternommen, das von Reicha in Paris begründete Genre des Bläserquintetts nach Italien zu übertragen.
Als „Paganini der Flöte“ wurde der aus Terni stammende Briccialdi zu Lebzeiten berühmt. In Rom hatte er sich so früh zum Meisterflötisten herangebildet, dass er schon mit 15 Jahren sein Examen machte und sein Lehrerdiplom erwarb. Von da an führte ihn eine steile Karriere an die Spitze der italienischen Flötistenzunft der Verdizeit und von Rom über Mailand nach Florenz. Dort bildete er als unangefochtene Autorität des Flötenspiels eine ganze Generation junger Virtuosen heran und arbeitete gleichzeitig unermüdlich an technischen Verbesserungen für sein Instrument.
Sein Bläserquintett in D, op. 124, erschien 1875 in einem Stimmendruck des Mainzer Schottverlags, den Briccialdi dem Grafen Tommaso Lauri widmete. Wie bei einem Flötisten kaum anders zu erwarten, tritt die Flöte im gesamten Quintett strahlend und in schönster Lage als „prima inter pares“ hervor. Gleich zu Beginn intoniert sie das Marschthema des ersten Satzes in Oktavparallelen mit der Oboe. Als echtes italienisches Allegro marziale wird dieser Satz von Marschrhythmen im Wechsel mit virtuosen Läufen beherrscht. Auch Letztere fallen weitgehend der Flöte zu. Allenfalls die Oboe kann dem Paroli bieten, während die Klarinette zu klangfüllenden Dreiklangsbrechungen genötigt wird. Das Horn fungiert als Füll- und Rhythmusstimme, das Fagott als Bass.
Die Form ist eher ungewöhnlich: Auf das Marschthema in D und die ersten virtuosen Flötenpassagen folgt ein zweites Thema in A-Dur, ebenfalls gefolgt von Laufwerk. Doch statt zum ersten Thema und zur Grundtonart zurückzukehren, schließt der Satz in A, es folgt das Andante in D, dessen schönes Thema gleich von einem Allegretto der Oboe abgelöst wird, beides im weich schwingenden Sechsachteltakt einer Pastorale. Nach allerhand weiteren Fiorituren folgt das tänzerisch beschwingte Allegrofinale. Das Ganze ähnelt eher der zwanglosen Abfolge schmeichelnder Opernmelodien und Koloraturen als einem durchgestalteten Instrumentalwerk.