Divertimento B-Dur, KV 240 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wolfgang Amadeus Mozart

Divertimento B-Dur, KV 240

Divertimento B-Dur, KV 240 für 2 Oboen, 2 Hörner und 2 Fagotte

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Besetzung

Oboe I
Oboe II
Horn I
Horn II
Fagott I
Fagott II

Satzbezeichnung

Allegro
Andante grazioso
Menuetto. Trio
Allegro

Erläuterung

Obwohl der junge Mozart seinen Dienstherren Hieronymus von Colloredo gerne als „Salzburger Midas“ beschimpfte – in Anspielung auf den eselsohrigen König der Antike –, war der Fürsterzbischof weit weniger unmusikalisch, als man vermuten würde. Im Hofkonzert mischte er sich regelmäßig unter die Tutti-Violinen, um bei der Sinfonie mitzuspielen. In der Auswahl seiner Musiker war er qualitätsbewusst und Neuem gegenüber aufgeschlossen. In vielen Bereichen sorgte er für eine längst überfällige Modernisierung der Hofkapelle wie etwa in der Bläsermusik.

In den Habsburgischen Nachbarstaaten wie in Italien war es längst Mode geworden, sich bei Tafelfreuden von reinen Bläserensembles aufwarten zu lassen, von so genannter „Harmoniemusik“. Colloredo hat diese Mode in Salzburg ausdrücklich befördert, wie man dem Anstellungsvertrag des Oboisten Fiala entnehmen kann: Er solle „auf Unser Verlangen bey der Tafel eine Musique mit blasenden Instrumenten“ aufführen. Schon 1775 hatte der Fürsterzbischof dekretiert, dass man die fürstliche „Harmonie-Tafelmusik“ in besseren Stand als vormals setzen solle.

Für dieses Ensemble komponierte Mozart zwischen August 1775 und Mai 1777 fünf Divertimenti, die in ihrer Fülle reizender Einfälle zur guten Verdauung des Fürsten zweifellos beigetragen haben dürften. Der damalige Salzburger Konzertmeister Mozart nutzte die Chance, sich jenseits der Orchester- und Kirchenmusik hier auch einmal im reinen Bläsersatz zu üben, allerdings ohne Klarinetten, über welche die Salzburger Hofkapelle nicht verfügte. Seine fünf Salzburger Divertimenti KV 213, 240, 252, 253 und 270 sind sämtlich Sextette für je zwei Oboen, Hörner und Fagotte. Die andernorts übliche Oktettbesetzung mit Klarinetten hat er erst 1777 in München kennen gelernt und erst 1782 in Wien komponierend aufgegriffen.

Das Divertimento B-Dur, KV 240, trägt innerhalb der Serie die Num¬mer 2 und ist auf Ja¬nu¬ar 1776 da¬tiert. Mozart hat es also um seinen 20. Geburtstag herum komponiert – zweifellos für den Fasching jenes Jahres. Aus dem einleitenden Allegro im Dreiertakt spricht heiterste Karnevalslaune, zugleich aber der Versuch, einen Sinfoniesatz für sechs Bläser zu schreiben. Denn es handelt sich um ein anspruchsvolles Allegro mit zwei Themen, ernster Durchführung in g-Moll und Reprise, wobei der Anfang des ersten Themas erst ganz zum Schluss wiederkehrt.

Das Andante grazioso ist eine jener Romanzen im Zweiertakt in Es-Dur, die Mozart so liebte – mit einem eingängigen, fast simplen Thema, das beinahe ständig wiederholt wird. All¬ent¬hal¬ben kann man die Ökonomie seines Bläsersatzes bewundern, wie er mal die Hör¬ner, mal die Fagotte pausieren lässt, um die Melodie der Oboen unterschiedlich zu beleuchten, wie sich Haupt- und Nebenstimmen mischen und überlagern.

Im Menuett schlägt das g-Moll-Trio überraschend ernste Töne an, und auch die Mollepisode des Finales verrät, dass Mozart mit 20 Jahren schon mehr zu sagen hatte, als es dem Fürsterzbischof lieb gewesen sein mag.