Sinfonie Es-Dur, op. 12 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Evangelist Brandl

Sinfonie Es-Dur, op. 12

Sinfonie Es-Dur, op. 12

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Werkverzeichnisnummer:

Erläuterung

JOHANN EVANGELIST BRANDL

Sinfonie Es-Dur, op. 12

1760, im selben Jahr, in dem in Mannheim der Eichstätter Anton Fils so plötzlich verstarb, wurde in Rohr bei Regensburg der Oberpfälzer Johann Evangelist Brandl geboren, der später in Eichstätt studieren sollte. Musiker aus Bayern spielten im Stilbild der „Mannheimer Schule“ keine unwichtige Rolle, auch wenn es Brandl später nicht nach Mannheim, sondern nach Bruchsal verschlagen sollte, an den Hof des Fürstbischofs von Speyer. Dort wirkte er ab 1789, kaum ahnend, wie bald ihn die politischen Ereignisse im fernen Paris einholen würden: 1792 flüchtete der Fürstbischof zum ersten Mal vor den Franzosen, 1795 dann endgültig, 1799 besetzten die Truppen Napoleons Bruchsal. Jedes Mal sah sich Brandl mit weiteren Einschränkungen des Musiklebens konfrontiert, so dass er sich nach einer neuen Stelle umsah. Er musste nicht weit reisen: Nachdem das Territorium des Fürstbistums Speyer beim Ende des alten Reichs dem Großherzog von Baden zugefallen waren, wurde Brandl 1808 in Karlsruhe zweiter Musikdirektor des Hofes. Dort traf er noch den greisen Schmittbaur an, der erst 1809 im Alter von fast 91 Jahren starb.

Brandls Es-Dur-Sinfonie Opus 12 erschien 1802 bei André in Offenbach – ein Jahr, bevor Beethoven in Wien seine große Es-Dur-Sinfonie schreiben sollte, die Eroica. Etwas vom Aufbruch zu neuen Klangwelten, wie er dem Rheinländer Beethoven vorschwebte, ist auch bei dem zehn Jahre älteren Brandl zu spüren. Im ersten Allegro wird eine in die Tiefe stürzende Klangkaskade von einem ruhig aufsteigenden Es-Dur-Dreiklang beantwortet. Beide Motive werden auf eine Klangreise durch plötzliche Harmoniewechsel und wilde Klangentladungen geschickt. Das kantable zweite Thema wird auf dem Umweg über b-Moll und c-Moll herangelockt. Der Bläsersatz ist voll und üppig, der Streichersatz voller dynamischer Kontraste bis hin zum Fortissimo. Die Durchführung verarbeitet fast permanent den aufsteigenden Dreiklang, gepaart mit einem Kontrapunkt, der ebenfalls aus dem ersten Thema abgeleitet ist. All dies verweist von Bruchsal auf das ferne Wien, vom heute vergessenen Brandl auf den großen Beethoven.

Das Adagio beginnt mit einem sanften B-Dur-Thema, das immer wieder durch wilde Läufe und Fortissimo-Einbrüche konterkariert wird. Mit seinen punktierten Rhythmen im ruhigen Zweiertakt erinnert das Thema an die Rondò-Arien der italienischen Oper, die um 1800 freilich schon aus der Mode gekommen waren. Immerhin inspirierte dieser Arientypus Brandl zu einer schönen Melodie, die im Lauf des Satzes etliche Wandlungen durchläuft und sich am Ende gegen alle Anfechtungen in düsterem Moll behaupten kann.

Das Menuett im Allegro-Tempo verschiebt seinen Auftakt willkürlich durch die Taktzeiten, während das Trio als As-Dur-Idylle für Fagotte und Streicher daherkommt.

Das Finale beginnt mit einem sanften Streicherthema im Dreiertakt, dem die Bläser ebenso sanftmütig antworten. Erst allmählich offenbart der Satz den mitreißenden Duktus eines Allegro assai, das am Ende von einer prachtvollen Coda gekrönt wird.