Ouverture zum Trauerspiel Hamlet | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Georg Joseph Vogler

Ouverture zum Trauerspiel Hamlet

Ouverture zum Trauerspiel Hamlet

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer:

Satzbezeichnung

Largo
Allegro

Erläuterung

GEORG JOSEPH VOGLER

Hamlet-Ouvertüre (1778)

Im März 1774 stellte sich ein junger Musiker aus Deutschland in Padua vor: „Il Signor Abbate Giorgio Fogler, aumonier dell’Elettore Palatino, sacerdote degno per le costumi e Genio Grande per la Musica, che professa nel Comporre, e nel suonare il Cimbalo.“ Es war Abbé Georg Joseph Vogler, „ein Priester von würdigen Sitten und großem Genie für die Musik“, den Kurfürst Carl Theodor mit einem Stipendium nach Italien gesandt hatte, um dort zu reüssieren. Deshalb schrieb sein Gönner in Padua, der Graf Ximenes d’Aragona, umgehend einen Brief an Padre Martini in Bologna, um Vogler das begehrte Prädikat eines „Accademico Filarmonico di Bologna“ zu verschaffen, das vier Jahre früher auch der vierzehnjährige Mozart erworben hatte. Der Erfolg vom Voglers Italienreise stand damit außer Frage, aber noch nicht die Qualität seiner Musik.

Als Vogler und Mozart drei Jahre später in Mannheim aufeinander trafen, war der Salzburger alles andere als begeistert von seinem Kollegen. Auch Joseph Martin Kraus, der schwedische Hofkapellmeister aus dem Odenwald, hatte keine sonderlich hohe Meinung von Vogler: „Ist eine gar artige Sache darum, Scharlatan zu seyn – s’Handwerkchen gibt Brot, Wagen und Pferde und dann hie und da macht’s auch ein bißchen Aufsehen.“ Aufsehen machte Vogler in der Tat, nicht nur durch sein Orgelspiel und durch seine Schriften, sondern vor allem durch seine Musik für die Bühne. Seine große Oper Castore e Polluce, 1787 in München uraufgeführt, und seine Schauspielmusik zu Shakespeares Hamlet sind voller Vorahnungen der frühen Romantik.

Der schwäbische Komponist und Dichter Friedrich Daniel Schubart ließ Vogler mehr Gerechtigkeit widerfahren, gerade, was diese Ouvertüre anbelangt: „Vogler hat Simphonien nach einem ganz neuen Schlage gesetzt, die ihm große Ehre machen: so ist z.B. die Simphonie zum Hamlet ein wahres Meisterstück. Er studierte dieß große Trauerspiel zuerst, dann setzte er die Simphonie, und drückte alle Hauptscenen mit Tönen aus. Nicht leicht wird der Zuhörer zu einem großen Stücke durch eine musikalische Eröffnung so ganz vorbereitet, wie durch diese Voglersche.“