In den Straßenschluchten New Yorks, im Völkergemisch des Big Apple, gewann der junge George Gershwin Eindrücke für ein ganzes, wenn auch kurzes Musikerleben. Seine Eltern, Moishe Gershovitz und Roza Brushkin, waren Juden aus der Ukraine und aus Vilnius, die vor den Pogromen im zaristischen Russland nach New York auswanderten.
Werkverzeichnisnummer:
GEORGE GERSHWIN
In den Straßenschluchten New Yorks, im Völkergemisch des Big Apple, gewann der junge George Gershwin Eindrücke für ein ganzes, wenn auch kurzes Musikerleben. Seine Eltern, Moishe Gershovitz und Roza Brushkin, waren Juden aus der Ukraine und aus Vilnius, die vor den Pogromen im zaristischen Russland nach New York auswanderten. Aus Moishe wurde Morris, aus Roza wurde Rose, ihren Nachnamen vereinfachten sie zu „Gershwine“. Der älteste Sohn Israel hieß auf Brooklyns Straßen nur „Ira“ und der zweitälteste „George“, obwohl seine Geburtsurkunde den Vornamen „Jakob“ verzeichnet. Auf dem ungeliebten Instrument seines älteren Bruders lernte George autodidaktisch das Klavierspiel, und zwar so gut, dass er mit 15 die Schule verließ und zum „Song Plugger“ wurde. Den Kunden der Musikverlage mussten diese jungen Pianisten tagaus, tagein die neuesten Songs auf dem Piano vorhämmern, um sie zum Kaufen der Noten zu animieren. Die weiteren prägenden Eindrücke seiner Jugend waren jüdische Synagogengesänge und die Musik der African-Americans. In Porgy and Bess hat dieses „Völkergemisch“ seine schönste Ausprägung gefunden, denn die große Folk Opera über die Bewohner der Cat Fish Row in Charleston, South Carolina, sollte ursprünglich eine jüdische Oper über den Dybbuk sein. Später zog Gershwin eigens nach Folly Island bei Charleston, um Leben, Sprache und Musik der Schwarzen in der Südstaatenmetropole zu studieren. Von ihrer Musik ließ er sich zu vielen Nummern seiner „folk opera“ anregen wie It ain’t necessarily so oder I got plenty o’ nuttin’. Der größte aller Welthits aber, Summertime, geht auf ein Volkslied aus der ukrainischen Heimat von Gershwins Vater zurück.
Zur Uraufführung kam Porgy and Bess im Oktober 1935 nicht an der Met, weil es dort kein Ensemble aus afro-amerikanischen Sängern gegeben hätte, sondern in der Theatre Guild. Obwohl die Produktion 124 Aufführungen erlebte, waren die New Yorker von dieser Mischung zwischen „Oper, Operette und bloßem Broadway Entertainment“ anfangs nicht restlos überzeugt. Erst nach Gershwins Tod setzte sich das Werk an den Bühnen durch. Im Konzertsaal wurde es weniger durch Gershwins eigene Porgy and Bess-Suite populär, deren Noten erst 1958 wieder auftauchten, als vielmehr durch zahllose Bearbeitungen. Auch der Geigenvirtuose Jascha Heifetz nahm sich die schönsten Nummern der Oper für seine eigene Version vor.