Streichquartett (1939/40)
Werkverzeichnisnummer:
Allegro ma non troppo
Scherzo
LEO SMIT
1939 begann Leo Smit mit der Komposition eines Streichquartetts, das er ganz offensichtlich auf vier Sätze anlegte: Auf das vollendete Allegro ma non troppo sollte ein Scherzo folgen, danach wohl der langsame Satz und das schnelle Finale. Die erhaltene Partitur bricht freilich nach Takt 95 des Scherzos ab. Die letzten 13 Takte dieses Satzes sind nur noch in der ersten Violine notiert. Die Erklärung dafür ist einfach: Nach der Besetzung Norwegens überzogen die Deutschen die neutralen Benelux-Staaten mit einem „Blitzkrieg“ auf dem Weg nach Frankreich. Am 14. Mai 1940 kapitulierte die niederländische Armee. Das Land war fest in deutscher Hand, und die Nazis verhängten sofort das Berufsverbot gegen alle Juden. Leo Smit konnte seine Musik fortan nur noch für die Schublade schreiben. Sein so heiteres Streichquartett noch zu vollenden, wollte ihm angesichts der bedrückenden Umstände nicht gelingen.
Der erste Satz, das vollendete Allegro ma non troppo, setzt mit impressionistischen Akkorden ein und lässt sein munteres Geigenthema über sanfter Begleitung sich aussingen. Danach bestimmen zunächst leise Tremoli und Pizzicati das Klangbild, bevor sich ein schönes zweites Thema über gezupften Saiten herauskristallisiert. Ein tänzerisches drittes Thema stellt sich dem Geigenthema vom Anfang in den Weg. Die beiden lösen einander in einem freien Sonatensatz ab, der in Klang und Melodik stark an das F-Dur-Quartett von Maurice Ravel erinnert. Nach nur vier Minuten geht der Satz mit einem lakonischen Unisono zu Ende.
Das Scherzo zeigt neobarockes Gepräge, eine Art Menuett, das weitgehend von der ersten Violine und ihren Melodiebögen bestimmt wird, bis sie alleine bleibt und der Satz abbricht.