für Viola und Klavier
Werkverzeichnisnummer: 4262
1. Adagio
2. Menuett – Trio
3. Allegro di molto
Joseph Haydn
Divertimento D-Dur
Ein Divertimento für Viola und Klavier hat Joseph Haydn nie geschrieben – aus nahe liegenden Gründen. Erstens spielt Musik für Klavier bzw. Cembalo und ein Streichinstrument in seinem riesigen Schaffen nur eine verschwindend geringe Rolle. Zum anderen ist es in diesen wenigen Fällen stets die Violine, die das Klavier „begleitet“, nicht die Viola. Sonaten für Viola und obligates „Clavier“ sind zu Haydns Zeit nur in sehr geringer Zahl in Nord- und Mitteldeutschland geschrieben worden, etwa von Johann Christoph Friedrich Bach, nie aber im katholischen Süden. Hier war die Viola stets nur Mittelstimme im Ensemble, nie Soloinstrument. Im übrigen sorgte schon Haydns Dienstherr, Fürst Nikolaus von Esterházy, dafür, dass sich sein Kapellmeister in seinen Divertimenti hauptsächlich mit einem anderen Instrument zu beschäftigen hatte: mit dem Baryton.
Dieser nahe Verwandte der Viola da gamba war des Fürsten eigenes Instrument. 1765 ermahnte der Serenissimus seinen Kapellmeister, „sich selbst emsiger als bisher auf die Composition zu legen, und besonders solche Stücke, die man auf der Gamba spielen mag, und wovon wir noch sehr wenige gesehen haben, zu componieren“. Dem vom Fürsten beklagten Mangel sollte Haydn bald abhelfen: In gut sechs Jahren, bis 1771, schrieb er 126 Baryton-trios, alle in der Besetzung für Baryton, Viola und Violoncello. Die ersten 96 wurden in vier Bänden zu je 24 Werken zum Gebrauche des Fürsten zusammengefasst.
Bis heute sind die Barytontrios ein weitgehend ungehobener Schatz in Haydns Schaffen, weshalb große Solisten sich immer wieder zu Bearbeitungen nach diesen Vorlagen hinreißen ließen. Der große amerikanisch-russische Cellist Gregor Piatigorsky legte die hier gespielte Bearbeitung in den USA als Divertimento in D major für Cello und Klavier vor, und zwar im Rahmen einer Editionsreihe „from the repertoire of an edited by Gregor Piatigorsky“, die im Verlag Elkan-Vogel in Pennsylvania erschien. Parallel zur Cellofassung brachte er das Werk auch für Viola und Klavier heraus.
Wie die meisten Barytontrios beginnt es mit einem langsamen Satz im singenden Stil der galanten Zeit, worauf ein Menuett mit Trio folgt. Erst das Finale ist schnell und virtuos angelegt, ein Allegro di molto.