Aus den Acht Duos, op. 39 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Reinhold Glière

Aus den Acht Duos, op. 39

Acht Duos für Violine und Violoncello, op. 39

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4261

Satzbezeichnungen

1. Prélude

2. Gavotte

3. Wiegenlied

4. Canzonetta

5. Intermezzo

6. Impromptu

7. Scherzo

8. ?

Erläuterungen

Reinhold Glière
Aus den Acht Duos

Reinhold Glière war ein russischer Komponist mit deutschem Vor- und französischem Zunamen. Beides erklärt sich aus seiner Familiengeschichte. Sein Vater Ernst Moritz Glier, ein Holzblasinstrumentenmacher aus Sachsen, war nach Kiew ausgewandert und hatte dort ein polnische Frau geheiratet. Seinen Nachnamen hatte er in Russland frankisiert, um ihn international erscheinen zu lassen, doch bekamen die Kinder deutsche Vornamen. Der Zweitälteste hieß eigentlich Reinhold Ernst, doch fügte er später dem ersten Vornamen auf gut Russisch das übliche „Moritzewitsch“ (Sohn des Moritz) hinzu. Reinhold entwickelte sich früh zum brillanten Geiger, studierte zunächst in seiner Vaterstadt Kiew, dann am Moskauer Konservatorium bei Tschaikowskys Lieblingsschüler Sergej Tanejew und bei Anton Arensky. Er gehörte damit in die selbe Generation aufstrebender Moskauer Musikstudenten, die nach dem Tode Tschaikowskys der russischen Musik neue Wege wiesen – so wie seine Studienkollegen Sergej Rachmaninow und Alexander Skrjabin. Nach dem Abschluss mit der Goldmedaille des Konservatoriums im Jahre 1900 vervollkommnete er seine Ausbildung durch ein Dirigierstudium bei Fried in Berlin.

Vor der Oktoberrevolution wirkte er als Dirigent und Leiter des Konservatoriums in Kiew, nach 1920 wurde er Lehrer am Moskauer Konservatorium. In seinen frühen Kompositionen um 1900 verband er die Prinzipien der nationalrussischen Schule mit Einflüssen des Impressionismus, wovon besonders seine monumentale 3. Sinfonie mit dem Untertitel Ilja Murometz zeugt. Glasunow bescheinigte Glières Musik in dieser Phase gar einen „aufdringlich russischen Stil“. Später wandte er sich dezidiert „revolutionären“ Themen zu. Sein Ballett Roter Mohn gilt als „das erste sowjetische Melodram“ und als das erste Ballett auf ein revolutionäres Sujet. Später hielt sich Glière zur systematischen Erforschung der volksmusikalischen Quellen in entlegenen Sowjetrepubliken, besonders in der transkaukasischen und mittelasiatischen Region, lange Zeit von der Hauptstadt Moskau fern. Dadurch entging er den dramatischen Säuberungen der Stalinära in den Jahren 1936 und 1948. Zeitlebens blieb er unangefochten der anerkannte Erbe der großen russischen Schule – und ein Genosse von untadelhafter kommunistischer Überzeugung.

Zu seinen besonders reizvollen Streicherstücken gehören die Acht Duette für Violine und Violoncello, op. 39.