Sonate e-Moll für Violine und Klavier, KV 304
Werkverzeichnisnummer: 4243
1. Allegro
2.
Am 6. Oktober 1777 schrieb Mozart aus München an seinen Vater: “Ich schicke meiner Schwester hier 6 Duetti à Clavicembalo e Violino von Schuster… sie sind nicht übel. Wenn ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen, auf diesen gusto, denn sie gefallen hier sehr.” Obwohl das Schicksal den jungen Salzburger bald wieder zum Abschied von der geliebten Isar-Metropole zwang, machte er sein Vorhaben, sechs “duetti” für Violine und Klavier zu schreiben dennoch wahr: Innerhalb eines Jahres schrieb Mozart auf seiner großen Reise nach Mannheim und Paris die Sonaten KV 301 bis 306 und veröffentlichte sie im Druck. Ihren Beinamen “Kurfürstin-Sonaten” erhielten sie, nachdem er sie im Januar 1779 der Kürfürstin Elisabeth Auguste von der Pfalz überreicht und gewidmet hatte. Dies geschah wieder in München, denn die pfälzische Kurfürstin war ihrem Gemahl Carl Theodor nach München gefolgt, nachdem dieser Anfang 1778 auch bayerischer Kurfürst geworden war. So schloss sich der Kreis der Entstehungsgeschichte der sechs Violinsonaten, die man mit gleichem Recht “Münchner” oder “Mannheimer Sonaten” nennen könnte.
Sechs Sonaten des Dresdner Hofkomponisten Joseph Schuster hatten Mozart, wie eingangs erwähnt, die Anregung zu diesem Zyklus gegeben. Wie die Schuster-Duetti sind auch Mozarts Sonaten fast durchweg zweisätzig: Auf das einleitende Allegro folgt meist sogleich das Rondofinale. Ein langsamer Satz fehlt. Gegenüber Mozarts frühen Violinsonaten, die er noch als Wunderkind in den 1760er Jahren veröffentlicht hatte, zeigen die sechs “Kurfürstin-Sonaten” einen deutlichen Fortschritt hin zu einem gleichberechtigten Dialog zwischen Streich- und Tasteninstrument.
Dies zeigt sich besonders innig und bewegend in der einzigen Mollsonate der Serie, der e-Moll-Sonate, KV 304. Als einzige der sechs entstand sie im Sommer 1778 in Paris, was man ihr auch anhören kann: Der melancholische Grundton des ersten Satzes mit seinem strengen Unisono-Thema und der frühromantische Zauber des Finales, das nichts anderes als eine französische Forlane ist, verweisen auf Glucks Pariser Opern und die sentimentalen Arien in den Opern eine Grétry oder Piccinni.