Cinquième Concert | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Jean-Philippe Rameau

Cinquième Concert

Cinquième Concert aus den: Pièces de clavecin en concert (1741/1750)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4231

Satzbezeichnungen

1. La Forqueray. Fugue

2. La Cupis. Rondement

3. La Marais. Rondement

Erläuterungen

Jean-Philippe Rameau
Cinquième concert

Ein halbes Jahrhundert vor den Zeiten einer Marie Antoinette gab in Paris eine andere schöne Frau den Ton an: die Marquise de Pompadour. Jeanne-Antoinette d’Etioles, geb. Poisson, wurde 1745 die Geliebte von König Ludwig XV. Obwohl sie eine Bürgerliche war – die Tochter eines Metzgers und mit dem Neffen eines Steuerpächters verheiratet – übertraf sie an Bildung und Geschmack die Mehrzahl der adligen Damen Frankreichs. Neben den Bildern eines Boucher, der Mode und dem Nippes des Rokoko war es vor allem die Musik, die sie bezauberte. Die Komponisten ihrer Zeit widmeten ihr zahllose Werke, so auch Jean-Philippe Rameau, der Meister des Cembalo und der großen Oper.

Auf der Bühne schrieb Rameau für die Pompadour heitere Comédie-Ballets, darunter –
wie passend – Les surprises de l’Amour (Die Überraschungen der Liebe). An Instrumentalmusik publizierte er unter ihrer Ägide seine Pièces de Clavecin en concert. Ursprünglich 1741 veröffentlicht, ließ er sie in der Epoche der Pompadour gleich zweimal nachdrucken, so sehr entsprachen sie dem Zeitgeist.
Dem Titel nach könnte man vermuten, es handle sich um Cembalokonzerte. In Wirklichkeit hat man es mit Trios zu tun, in denen das Cembalo von Violine und Gambe begleitet werden. In unserer Fassung des 5. Concert ersetzt die Harfe das Cembalo, das Cello die Gambe.

In diesen überaus fantasievollen, klanglich delikaten Stücken ist der ganze Zauber des französischen Rokoko eingefangen. Bei einzelnen Sätzen handelt es sich um kammermusikalische Versionen von Orchestertänzen aus Rameaus Opern und Balletten, bei anderen um Pièces de Charactère, in denen er bestimmte Personen zu charakterisieren versuchte. Die Ecksätze des 5. Concert sind zwei berühmten Musikerkollegen gewidmet, die für ihr Gambenspiel berühmt waren: Antoine Forqueray und Marin Marais. Während der erste in der sequenzenreichen und aufgewühlten Manier der Italiener spielte, blieb der zweite dem lieblichen Stil der Franzosen treu. Die Pariser munkelten, Forqueray spiele wie der Teufel, Marais wie ein Engel. Entsprechend hat sie Rameau charakterisiert: temperamentvoll schäumend den ersten in der freien Fuge des Kopfsatzes, elegant tänzelnd den zweiten im Rondeau des Finales. Dazwischen steht das wundervolle langsame Rondeau La Cupis, eine Huldigung an die Ballerina La Camargo aus der Familie Cupis – in seinen schmerzlichen Vorhalten Inbegriff der zarten Melancholie des Rokoko.
Maurice Ravel
Sonate für Violine und Cello

Maurice Ravel war mit seiner einzigen Sonate für Violine und Violoncello kein allgemeiner Erfolg beschieden. Die Geigerin Héléne Jourdan-Morhange und der Cellist Maurice Maréchal kämpften bei der Uraufführung in der Pariser Salle Pleyel im April 1922 vergeblich mit dem Material eines Stückes, das der Komponist selbst als “Wendepunkt” in seinem Schaffen bezeichnet hat.

Während das Publikum ein Virtuosenduo erwartete, hatte Ravel eine anspruchsvolle Sonate in vier Sätzen geschrieben, “eine extreme Kehrtwende”, wie er selbst zugab, weg vom “harmonischen Charme” seiner früheren Musik, hin zu einer radikalen Linearität der Stimmführung mit oft dissonanten Wirkungen. Die Pariser waren schockiert.

Das Werk scheint bei der Uraufführung einen so sperrigen Eindruck hinterlassen zu haben, dass der Cellist Roman-Manuel witzelte, Ravel solle doch davon “eine reduzierte Fassung für Orchester” schreiben. Weniger elegant fassten es die Kritiker in das böse Wort vom “Massaker” an den beiden Solisten. Fern von solcher Polemik erscheint das Duo heute als eines der poetischsten Werke in der Kammermusik Ravels.

Der eigenartige Ton des Werkes – es ist besonders im langsamen Satz von tiefer Stille der Linienführung geprägt, die plötzlich in heftiger Erregung aufbricht – erklärt sich aus seiner Funktion als Tombeau, als Trauerstück: Ravel hat die Sonate Dem Andenken Claude Debussys gewidmet. Den ersten Satz hatte er bereits 1920 für eine Nummer der Revue musicale geschrieben, die in zahlreichen Werken an den 1918 verstorbenen Kollegen erinnerte. Später hat Ravel diese Idee der Hommage an Debussy auf die ganze Sonate erweitert.

Der Allegro-Kopfsatz verarbeitet drei schlichte Motive, die durch den dauernden Wechsel zwischen Dur- und Mollterz fremdartig wirken, noch dazu im strengsten Kontrapunkt bis hin zum Kanon.

Das sehr schnelle Scherzo benutzt hauptsächlich Pizzicati in einer aggressiven, an Bartók erinnernden Manier, unterbrochen von weichen coll’arco-Passagen. Gegen Ende werden das Sul ponticello der Geige und ein Pizzicato-Glissando des Cellos zur Pointe kombiniert.

Der dritte Satz, Lent, besticht durch seine innere Ruhe, die vom einleitenden Cellosolo ausgeht. Hier erreicht die Totenklage ihre innere Mitte, während sie im Finale einem Kaleidoskop von Tanzrhythmen weicht.