Quartett C-Dur, Opus 33 Nr. 3 “Vogelquartett”
Werkverzeichnisnummer: 4223
1. Allegro moderato
2. Scherzo. Allegretto
3. Adagio ma non troppo
4. Rondo. Presto
Joseph Haydn
Quartett C-Dur, op. 33, 3
Wenn Mozart Haydn als den “Vater, Führer und Freund” seiner Streichquartette bezeichnete, so spielte er damit auf das große Vorbild der Quartette Opus 33 an, die Haydn Ende 1781 zum Druck befördert und mit denen er eine neue Ära der Gattung eingeleitet hatte. Seinem Verleger Artaria gegenüber behauptete Haydn, sie seien “auf eine ganz neue, besondere Art” geschrieben. Heute neigen die Haydnforscher dazu, in diesem Satz lediglich eine griffige Marketing-Parole des Meisters zu sehen, doch zweifellos steckte mehr dahinter als nur eine Werbung in eigener Sache.
Seit seinen komplexen Quartetten Opus 20 hatte Haydn fast ein Jahrzehnt in seiner wichtigsten Gattung geschwiegen. In aller Ruhe hatte er die Elemente des Streichquartetts neu geordnet. Die Linien der vier Instrumente können sich nun gesanglich und virtuos frei entfalten, im Zusammenspiel wirken sie so unabhängig wie nur möglich. Ihr Dialog ist beredt und schwankt mutwillig zwischen Ernst und Heiterkeit. Die Sonatenform im Kopfsatz ist zur Vollendung gereift und mit einer Fülle an Finten und Pointen ausgestattet. Ähnlich souverän, wenn auch viel knapper, wirkt die Rondoform der Finali. Die Mittelsätze bilden teils pathetische, teils pfiffige Intermezzi.
Opus 33 trägt zwei verschiedene Beinamen: “Russische Quartette” wegen der Widmung an den Großfürsten Paul von Russland, “Gli Scherzi”, weil Haydn hier die Menuette durch Scherzi ersetzte. Nr. 3 führt überdies einen eigenen Beinamen: “Vogelquartett”. Wie so oft war es der Beginn, der Publikum und Verlegern den populären Titel eingab: Über pochenden C-Dur-Klängen setzt die erste Geige mit einer Art Vogelruf ein. Er wird von Generalpausen unterbrochen und sogleich nach d-Moll und g-Moll versetzt – der Beginn eines harmonischen Vexierspiels, das den ganzen Satz über anhält.
Auf die hohe Lage des Kopfsatzes antwortet das Scherzo “sotto voce”, leise und in tiefer Lage. Das Trio wandert wieder in die Höhe, aber nur zweistimmig und mit ironischen Trillern verziert. Als langsamer Satz dient ein tief empfundenes Adagio im Dreiertakt, eine Vorwegnahme der großen Andante-Sätze in Mozarts Streichquartetten. Er ist arienhaft kantabel, dennoch dicht gearbeitet, “der erste ganz affektstarke, auch schmerzlich bewegte Satz des op. 33” (Ludwig Finscher). Umso ausgelassener das Finale, ein berstend komisches Rondo über das kroatische Volkslied “Sto se kunas”. Haydn hat die Terz- und Kreisfiguren dieses Liedes in ironisches Staccato eingekleidet und immer neue Pointen daraus gewonnen.