La Revue de Cuisine (1928). Ballettmusik für sechs Instrumente
Werkverzeichnisnummer: 4178
1. Prolog: Marsch. Allegretto
2. Tango. Lento
3. Tempo di Charleston
4. Finale: Tempo di Marcia. Allegretto
2006
Ballettmusik ist auch die „Küchenrevue“ des Tschechen Bohuslav Martinu, in der Kochutensilien fröhlich um den Herd herum tanzen. Wo anders als in Paris hätte eine solche Idee geboren werden können? Martinu wuchs im Grenzland zwischen Böhmen und Mähren im dörflichen Milieu heran. Der Schneider des kleinen Städtchens Policka war sein erster Geigenlehrer, und schon mit 12 versuchte er sich an einem ersten Streichquartett. Doch er brauchte zwei Anläufe zum Geigen- und Kompositionsstudium in Prag. 1923 ging er mit einem Stipendium nach Paris, um bei Albert Roussel zu studieren. Drei Monate waren vorgesehen, es wurden 17 Jahre daraus.
Mit dem Ballett „La Revue de cuisine“ gelang ihm 1928 der Durchbruch an der Seine. In ihm wird deutlich, was Martinu an der Seine suchte: „weder Debussy noch Impressionismus noch musikalischen Ausdruck, sondern die wahren Grundlagen der westlichen Kultur“. Der Charme Frankreichs hatte es ihm angetan, er liebte an der französischen Kunst „Ordnung, Klarheit, Maß, Geschmack, genauen, empfindsamen, unmittelbaren Ausdruck.“ In der „Küchenrevue“ brachte er diese französischen Eigenschaften auf den Punkt. Die nötige Portion Ironie, eine Prise „Savoir vivre“ und viel Zeitgeist der Zwanziger sind in diesem köstlichen viersätzigen Werk für sechs Instrumente zu einem französischen Gericht zusammengerührt. Zeittypisch schon der „Spaltklang“ des Ensembles aus einem Klaviertrio, zwei Holzbläsern (Klarinette und Fagott) und der lauten Trompete; typisch auch die Satzfolge aus einem grell-ironischen Marsch, einem Tango, einem Charleston und einem zweiten Marsch. Die Charaktere, die diese Tänze auf der Bühne auszuführen hatten, waren keine Geringeren als: der Topf, der Deckel, der Schneebesen, der Scheuerlappen und der Besen. Sie waren in eine Handlung voll irrwitziger amouröser Verwicklungen verstrickt – sehr zur Freude des Publikums und des Komponisten. Als „Jazzsuite“ hat er die Sätze des Balletts dann in der hier aufgeführten Form auch für den Konzertsaal bestimmt.
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BOHUSLAV MARTINU wurde gelegentlich „der böhmische Mozart“ genannt, was nicht zuletzt mit der Vielfalt seines kammermusikalischen Schaffens zusammenhängt. In seinen wundervollen Streichquartetten, seinen Serenaden für Klarinetten und Streicher, seiner Bläser-Kammermusik mit und ohne Klavier gipfelt die tschechische Kammermusik des Jahrhunderts.
Im Grenzland zwischen Böhmen und Mähren, in der böhmisch-mährischen Hochebene, wuchs er um 1900 im dörflichen Milieu heran. Der Schneider des kleinen Städtchens Policka war sein erster Geigenlehrer, und schon mit 12 versuchte sich Bohuslav an einem ersten Streichquartett. Mit 16 ging er nach Prag, offiziell, um Geige zu studieren, inoffiziell in der Absicht, Komponist zu werden. Seine Instrumentallehrer verdross dieser Berufswunsch, denn je mehr Martinu komponierte, desto weniger übte er – weder auf der Violine noch auf Orgel und Klavier. Mit 20 flog er vom Konservatorium, und erst nach dem Ersten Weltkrieg bekam er eine Geigerstelle im Orchester des Prager Nationaltheaters. Auch hier trat rasch wieder seine eigentliche Passion in den Vordergrund, denn seine vom Orchester aufgeführte Tschechischen Rhapsodie bescherte ihm den Smetana-Preis.
Ein zweiter Anlauf am Prager Konservatorium, diesmal in der Kompositionsklasse von Dvoraks Schwiegersohn Josef Suk, verlief vielversprechend. Doch schon nach einem Jahr begab sich Martinu mit einem Stipendium nach Paris, um dort bei Albert Roussel zu studieren. Drei Monate waren vorgesehen, es wurden 17 Jahre daraus.
1923 angekommen, fristete der Tscheche an der Seine zunächst ein kümmerliches Dasein, bis ihm sein Ballett „La Revue de cuisine“ 1928 zum Durchbruch verhalf. Er fand einen französischen Verleger (Alphonse Leduc) und eine französische Frau, Dirigenten, die sein Werk bewunderten wie Ansermet, Munch und Paul Sacher sowie Mäzene, die ihn mit Preisen bedachten wie Elizabeth Sprague Coolidge. Er konnte es sich leisten, die Nachfolge Janaceks als Leiter des Konservatoriums in Brno (Brünn) gleich mehrfach auszuschlagen. Für sein späteres Schicksal war dieser Schritt entscheidend, denn von Paris aus gelang ihm 1940 die Flucht vor den Nazis in die USA, während Hunderte seiner Musikerkollegen in Böhmen und Mähren nach Theresienstadt deportiert wurden. Wegen seiner Beziehungen zur tschechischen Exilregierung und wegen seiner jüdischen Abstammung hatte Martinu auf der schwarzen Liste der Nazis gestanden.
Unsere Beispiele aus seinem Kammermusikschaffen belegen zwei völlig unterschiedliche Stilphasen: seinen Durchbruch im Paris der brodelnden Zwanziger Jahre und die von Heimweh und Krankheit überschattete Spätzeit. In Paris, der glücklichsten Station seines Lebens, suchte Martinu nach eigenem Bekenntnis „weder Debussy noch Impressionismus noch musikalischen Ausdruck, sondern die wahren Grundlagen der westlichen Kultur“. Der Charme Frankreichs hatte es ihm angetan, er liebte an der französischen Kunst „Ordnung, Klarheit, Maß, Geschmack, genauen, empfindsamen, unmittelbaren Ausdruck.“
IN DEM BALLETT „La Revue de la Cuisine“ (Die Küchenrevue) brachte der Tscheche diese französischen Eigenschaften so genau auf den Punkt, dass er die Herzen der Franzosen im Sturm eroberte. Die nötige Portion Ironie, eine Prise „Savoir vivre“ und viel Zeitgeist der Zwanziger sind in diesem köstlichen viersätzigen Werk für sechs Instrumente zu einem französischen Gericht zusammengerührt. Zeittypisch schon der „Spaltklang“ des Ensembles aus einem Klaviertrio, zwei Holzbläsern (Klarinette und Fagott) und der lauten Trompete; typisch auch die Satzfolge aus einem grell-ironischen Marsch, einem Tango, einem Charleston und einem zweiten Marsch. Die Charaktere, die diese Tänze auf der Bühne auszuführen hatten, waren keine Geringeren als: der Topf, der Deckel, der Schneebesen, der Scheuerlappen und der Besen. Sie waren in eine Handlung voll irrwitziger amouröser Verwicklungen verstrickt – sehr zur Freude des Publikums und des Komponisten. Als „Jazzsuite“ hat er die Sätze des Balletts dann in der hier aufgeführten Form auch für den Konzertsaal bestimmt.