Lullaby | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

George Gershwin

Lullaby

Lullaby für Streichorchester

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4175

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2005
George Gershwin
Lullaby für Streichorchester

Als Sohn einer jüdisch-russischen Familie wuchs Jacob Gershwine an der ärmlichen Lower East Side von Manhattan auf, bevor er zum großen George Gershwin wurde. Zur Musik kam der Straßenjunge und Raufbold eher zufällig: Er belauschte seinen Freund Maxie Rosenzweig beim Spielen von Dvoraks Humoreske, eine „blitzartige Offenbarung der Schönheit“, wie es Gershwin später nannte. Mit dem Klavierspielen begann der Zehnjährige auf ebenso kuriose Weise: Bei einem Freund, der ein mechanisches Klavier besaß, ließ er eine der Klavierrollen langsam abspielen und setzte die Finger in die durch den Mechanismus heruntergedrückten Tasten. So lernte er einige populäre Songs, die er seinen völlig überraschten Eltern vorspielte, als sie für seinen Bruder Ira ein Klavier kauften.

Nach einer strengeren pianistischen Ausbildung arbeitete er als „Song Plugger“ in einem Musikverlag, wo er den Kunden neue Songs durch Demonstrationen schmackhaft machte. Dabei veränderte er die Noten durch „einige jener schrecklich schweren Tricks, die nur die besten von uns beherrschten“, so ein Kollege. Nach und nach gehörten auch eigene Songs zu denen, die er vorspielte. Sie gefielen den Kunden so gut, dass bald auch der Broadway bei Gershwin anklopfte. Aus einzelnen Liedern wurden bald ganze Shows und sein Bruder Ira sein ständiger Textdichter – der Mythos Gershwin war geboren. Doch selbst nach dem Durchbruch waren es klassische Kompositionsweise und Orchestrierung, die Gershwin als Ideal vorschwebten.
Sein erstes „klassisches“ Orchesterstück geht auf ein frühes Klavierstück zurück: der Lullaby für Streicher. Dieses „Wiegenlied“ hatte Gershwin um 1919 zunächst als Klavierstück geschrieben, bevor er es für Streichquartett arrangierte. Von der Klavierfassung hat sich nur ein Fragment erhalten, doch die Fassung für Streichorchester ging um die Welt. Stilistisch handelt es sich um eine Art „Ragtime-Wiegenlied“, inspiriert von Scott Joplins Stück Solace und wie dieses von langsamen Ragtime-Synkopen geprägt.