Divertimento D-Dur, KV 131
Werkverzeichnisnummer: 4139
1. Allegro
2. Adagio
3. Menuetto – Trio I-III
4. Allegretto
5. Menuetto – Trio I / II
6. Adagio – Allegro molto – Allegro assai
2005
W. A. MOZART
Divertimento D-Dur, KV 131
Mozarts frühe Streicherdivertimenti, KV 136 bis 138, gehören zu seinen beliebtesten und meist gespielten Werken. Dass der 16jährige neben diesen gefälligen dreisätzigen Streichersonatinen dem Wort „Divertimento“ auch eine ganz andere, sinfonisch ausladende Bedeutung geben konnte, beweist ein selten gespieltes Schwesterwerk aus dem gleichen Jahr 1772: das Divertimento D-Dur, KV 131. Es ist ein würdiger Vorläufer der „Haffner-Serenade“ und der späten Salzburger Divertimenti, sowohl in der Form als auch im Reichtum der Instrumentation. Mozart hat hier neben den Streichern nur drei Holzbläser – Flöte, Oboe und Fagott -, dafür aber vier Hörner verwendet. Den Dialog der drei Klanggruppen hat er zur Grundidee des Stückes erhoben und ihn durchaus noch im Sinne der alten barocken Mehrchörigkeit akzentuiert – ein wenig wie in Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 1.
Mit seinen sechs Sätzen einschließlich etlicher Binnensätze wirkt KV 131 formal ausufernd, so als habe sich der junge Mozart hier ungehemmter Divertimento-Laune hingegeben. In Wirklichkeit war diese Satzfolge für das Divertimento schon lange etabliert – als süddeutsch-österreichisches Gegenstück zur barocken Orchestersuite. Auf ein einleitendes Allegro in Sonatenform, das durch seine Flötensoli und die aparten Holzbläsertrios besticht, folgt ein zartes Adagio für die Streicher alleine. Im ersten Menuett werden alle Beteiligten en gros und solistisch vorgestellt: die Streicher alleine bestreiten das Menuett, die vier Hörner das erste Trio, die drei Holzbläser das zweite, die sieben Bläser zusammen das dritte. Dazwischen wird rondoartig das Menuett wiederholt, bis es am Ende in der Coda von allen gemeinsam gespielt wird.
Ein kleines Rondeau im Allegretto-Tempo mit hitverdächtigem Thema bildet den vierten Satz, delikat instrumentiert für solistische Flöte und Oboe mit Streichern. Im zweiten Menuett sind es dann die vier Hörner, die von vornherein den Ton angeben, während Flöte und Streicher das erste Trio, Oboe und Streicher das zweite Trio gestalten. Die gesamte Besetzung kommt auch hier in der Coda zusammen.
Das Finale ist noch einmal aus drei Teilsätzen aufgebaut: einer langsamen Einleitung für die Bläser alleine, einem rauschenden Allegro molto für das Tutti und einer Stretta im Allegro assai, die Mozart in den 3/8-Akt versetzt hat. Während die Einleitung auf wundervolle Weise Hörner und Holzbläser miteinander verschmilzt, bricht sich in der schnellen Stretta am Ende der Jagd-Charakter Bahn, den man im 18. Jahrhundert bei üppiger Hörner-Besetzung notwendig erwartete. Sehr passend zum Dianasaal von Schloss Engers bläst hier gewissermaßen die Jagdgöttin selbst ihr Halali – und wir werden von einem der eingängigsten Finalthemen überrascht, die Mozart geschrieben hat. Die Genialität des 16jährigen in diesem üppigen Stück zu beobachten, hat seinen eigenen Reiz. Unser Publikum wird dazu im kommenden Mozartjahr im historischen Ambiente des Dianasaals noch zahlreiche Gelegenheit haben.