Acht Stücke, op. 83 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Max Bruch

Acht Stücke, op. 83

Acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier, op. 83

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 422

Satzbezeichnungen

1. Andante
2. Allegro con moto
3. Andante con moto – Andante
4. Allegro agitato
5. Rumänische Melodie. Andante
6. Nachtgesang. Andante con moto
7. Allegro vivace, ma non troppo
8. Moderato

Erläuterungen

Dass sein Name am Ende des 20. Jahrhunderts nur noch mit “dem” Violinkonzert in Verbindung gebracht werden würde, hat Max Bruch geahnt. In einem Gespräch 1907 meinte er über sich im Vergleich zu Brahms: “In nur 50 Jahren wird sein Glanz als der des überragendsten Komponisten aller Zeiten hell erstrahlen, während man sich meiner hauptsächlich nur wegen meines g-Moll-Violinkonzertes erinnern wird.” Bruch erkannte Brahms neidlos als den Originelleren an, versuchte aber, den populären Ton seiner Musik durch seine “wirtschaftliche Lage” zu rechtfertigen:“Ich hatte eine Familie zu ernähren und für die Ausbildung der Kinder zu sorgen. Ich mußte mit meinen Kompositionen Geld verdienen. Ich war deshalb gezwungen, gefällige und leicht verständliche Werke zu schreiben… Ich schrieb immer gute Musik, aber solche, die leicht abzusetzen war.”

In diese Kategorie gehören auch die Acht Stücke, op. 83, für Klarinette, Bratsche und Klavier, die 1909 in Bonn uraufgeführt wurden. Bruch komponierte sie für seinen Sohn Max Felix. Er hatte sich zu einem hervorragenden Klarinettisten entwickelt, an dessen Spiel die Zeitgenossen “reinen, schlackenfreien Ton und Phrasierung” rühmten. Man kann sich vorstellen, dass der Vater, dem die Ausbildung seiner Kinder am Herzen lag, durch das Spiel seines Sohnes besonders inspiriert wurde. Außerdem kam die weiche Altlage von Klarinette und Bratsche Bruchs Klangvorstellungen entgegen.

Die Anregung zu diesem Zyklus ging im Übrigen von einigen späten Kammermusikzyklen Robert Schumanns aus. Dessen Märchenbilder, Märchenerzählungen und Romanzen waren von größtem Einfluss auf die Musik seiner Zeit. Sie kreierten ein eigenes “kleines Genre” von Kammermusik, das den ausladenden Klaviertrios, Quartetten und Quintetten selbständig gegenüberstand. Komponisten wie Carl Reinecke, Heinrich von Herzogenberg und eben Max Bruch ließen sich in ihren Legenden, Fantasiestücken etc. von Schumanns Vorbild anregen. So komponierte auch Bruch im Jahre 1908 seine acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Klavier, die sich in Besetzung und Stil an Schumanns Märchenerzählungen orientierten.

Drei der Stücke wurden ursprünglich mit Harfenbegleitung aufgeführt, was man Nr. 5 Rumänische Melodie und Nr. 6 Nachtgesang noch anhören kann. Bruch ließ diese Besetzung jedoch fallen, weil die Stücke dadurch nicht mehr “leicht abzusetzen” gewesen wären.