Serenade e-Moll, op. 20
Werkverzeichnisnummer: 4125
1. Allegro piacevole
2. Larghetto
3. Allegretto
2005
EDWARD ELGAR
Serenade e-Moll, op. 20
Beseelt von ritterlichen Tugenden und den großen Gestalten des englischen Mittelalters ging Edward Elgar ans Werk, als er 1892 seine Serenade für Streicher schrieb. „When Chivalry lifted up her lance on high„ („Als Ritter noch die Lanze hoch gen Himmel reckten“) lautete eines der Motti des Komponisten aus jenen Jahren, als er sich mit der Gestalt des schwarzen Ritters oder mit der Sage von König Olaf beschäftigte. Der junge Mann aus der englischen Provinz war damals noch weit davon entfernt, das Londoner Musikleben mit Werken wie Pomp and Circumstance zu beherrschen. Die Hauptstadt zeigte ihm 1890 die kalte Schulter, als er sich dort zum ersten Mal niederließ. Im heimatlichen Worcester dagegen war der Organistensohn und Geiger Elgar bereits ein hoch geachteter Musiker. 1891 zog er sich wieder aufs Land zurück und schuf dort jene Werke, mit denen er 1899 die Londoner Konzertsäle endlich erobern sollte: die Enigma Variations, die Sea Pictures und natürlich die Serenade for Strings.
Obwohl Elgar sie erst 1892 vollendete, geht sie im Kern auf drei Stücke für Streichorchester zurück, die er schon 1888 beim Three Choirs Festival in seiner Heimatstadt vorgestellt hatte. Dieses bedeutendste englische Chorfest prägte Elgars musikalische Ausbildung entscheidend, hatte er hier doch in den Jahren 1878, 1881 und 1884 im Orchester gespielt, zuletzt sogar unter dem Dirigat von Antonin Dvorak.
Aus den vielfältigen Anregungen, die ihm das Festival bot, schuf er mit 20 Jahren jene drei Stücke für Streichorchester, die dann in der Serenade aufgingen. In der Urfassung tragen sie noch Überschriften: Spring Song (Frühlingslied), Elegy und Finale. Obschon diese Titel im Opus 20 verschwunden sind, ist der Sinn der Sätze doch noch immer der gleiche. Der Kopfsatz (Allegro piacevole) kann seine pastoralen Neigungen nicht verhehlen, der langsame Satz (Larghetto) trägt elegische Züge, das Finale (Allegretto) sorgt für einen heiteren Ausklang. Dass kurz vor Schluss der erste Satz noch einmal anklingt, hat Elgar der Serenade Opus 22 von Dvorak abgelauscht