aus Zypressen für Streichquartett
Werkverzeichnisnummer: 4120
Nr. 1 Noch darf ich dir in Liebe nah’n (Andante con moto)
Nr. 2 V tak mnohém srdci mrtvo jest (Allegro ma non troppo)
Nr. 3 V té sladké moci ocí tvých (Andante con moto)
Nr. 4 Poco adagio Es-Dur
Nr. 7. Kol domu se ted potácím (Andante con moto)
Nr. 11 Allegro sscherzando A-Dur
Nr. 12 Ty se ptás, proc moje zpevy (Allegro animato)
2019
Zypressen oder auch Liederecho nannte Antonín Dvořák einen Zyklus von zwölf kurzen Stücken für Streichquartett, die er im Frühjahr 1887 zusammenstellte. Es handelte sich um Bearbeitungen seines eigenen Liederzyklus’ Opus 2, mit dem er 22 Jahre zuvor eine unglückliche Liebe besungen hatte: 1865 hatte sich der 24jährige Musiker in seine Klavierschülerin Josefina Čermáková verliebt. Die Tochter eines Prager Goldschmieds war eine Schönheit und wollte von dem mittellosen, unansehnlichen Musiker nichts wissen, sondern strebte Höherem zu. Josefina wurde Schauspielerin und später die Ehefrau des Grafen Kounice. Dvořáks Beziehungen zu seiner ersten großen Liebe rissen aber nie ab: Er heiratete die jüngere Schwester seiner Angebeteten – ganz so, wie es 90 Jahre zuvor Mozart ergangen war. Josefina Gräfin Kounice war nun seine Schwägerin. Als ihr Ehemann dem Ehepaar Dvořák ein kleines Landhaus anbot, unweit des gräflichen Landschlosses im ländlichen Vysoká gelegen, verbrachten die beiden Familien fortan ihre Sommer quasi Tür an Tür. Erst der Tod Josefinas 1895 – im Alter von 46 Jahren – überschattete die fröhlichen Sommer auf dem Lande. Dvořák hat nach ihrem Tod eine Trauerpassage in sein Cellokonzert eingefügt.
Nicht in Vyoská, sondern in Prag holte Dvořák anno 1887 den alten Liederzyklus wieder hervor. Vom 21. April bis 21. Mai übertrug er ein Dutzend der 18 Lieder auf Streichquartett – eine Arbeit, die ihm sichtlich Freude bereitete. Die Quartettfassung wollte er ursprünglich Liederecho nennen, was vielleicht am besten den Zusammenhang zwischen gesungener und gespielter Version verdeutlicht. Die Quartettfassungen wirken wie ein fernes, wehmütiges Echo auf die große Liebe seiner Jugendzeit. Es sind zart melancholische „Lieder ohne Worte“, in denen Dvořák aus Singstimme und Klavierbegleitung ein dichtes Netz von wogenden Streicherklängen hervorzauberte.
Zu einer vollständigen Aufführung oder Edition dieser zwölf Quartettsätze ist es nie gekommen. Bei der Uraufführung in Prag 1888 freilich nur die Nummern 1 bis 3 und 9, gespielt von den Geigern Karel Ondricek und Jan Pelikan. Dem Bratschisten Petr Mares und dem Cellisten Alois Neruda. Zu einer Edition kam es vorerst nicht. Erst 1921 edierte Dvořáks Schwiegersohn Josef Suk posthum zehn der zwölf Zypressen, und zwar verteilt auf zwei Hefte und in neuer Reihenfolge: Nr. 6, 1, 2, 8 und 12 im ersten Heft, Nr. 7, 9, 14, 4 und 17 im zweiten. In dieser Form fanden die Stücke endlich Eingang ins Repertoire.
Wir hören fünf Nummern aus diesem Zyklus. In Nr. 1 („Ich weiß, dass meiner Liebe zu dir“), liegt das Solo in der Bratsche, ein sehnsüchtiger Des-Dur-Gesang. Nr. 2 ist ein tänzerisches Allegro ma non troppo, Nr. 3 und 7 stehen beide in bewegtem Andante-Tempo. In kraftvollem d-Moll beginnt das letzte Stück, die Nr. 12 („Und fragst du mich, warum mein Sang“). Bald lösen ruhigere F-Dur-Melodien den stürmischen Impetus ab.
2005
ANTONIN DVORAK
Zypressen
Lieder einer unglücklichen Liebe waren es, mit denen Antonin Dvorak 1865 sein Liedschaffen eröffnete: Zypressen nannte er jenen Zyklus Opus 2, in dem der 24jährige die unerwiderte Liebe zu der Goldschmiedstochter Josefa Cermak verarbeitete. Wie im Falle Mozarts wurde später die jüngere Schwester der Angebeteten des Komponisten Ehefrau, doch das Liebesleid seiner Jugend hat Dvorak bis in seine späteren Lebensjahre hinein begleitet. Noch zweimal hat er den alten Liederzyklus hervorgeholt: 1887, um ihn in 12 Stücke für Streichquartett zu verwandeln, und im Jahr darauf, um einige Nummern einer gründlichen Neufassung in Liedform zu unterziehen.
Das Ergebnis der letzteren waren die Liedeslieder Opus 83. Die Streichquartettfassung wollte der Komponist ursprünglich „Liederecho“ nennen, was vielleicht am besten den Zusammenhang zwischen gesungener und gespielter Version verdeutlicht. Die Quartettfassungen wirken wie ein fernes, wehmütiges Echo auf die große Liebe der Jugendzeit. Es sind zart melancholische „Lieder ohne Worte“, in denen Dvorak aus Singstimme und Klavierbegleitung ein dichtes Netz von wogenden Streicherklängen hervorzauberte.
Wir hören vier Nummern aus diesem Zyklus. In Nr. 1 Ja vim („Ich weiß, dass meiner Liebe zu dir“), liegt das Solo in der Bratsche, ein sehnsüchtiger Des-Dur-Gesang. Nr. 4 O nasi lasce („Wird doch die Liebe nie zu frohem Ziel uns leiten“) wurde dank seiner süßen Es-Dur-Melodie im wiegenden Sechsachteltakt zu einem der beliebtesten Dvoraklieder. Als verhalten schwärmerisches Naturbild ist das Allegro scherzando der Nr. 11 angelegt, Nad krajem („Rings die Natur nun in Schlummer und Träumen“). Es ist eine Art „Claire de lune“, getragen vom Pizzicato des Cellos. In kraftvollem d-Moll beginnt das letzte Stück, die Nr. 12 Ty se ptas („Und fragst du mich, warum mein Sang“). Doch bald lösen ruhigere F-Dur-Melodien den stürmischen Impetus ab.