Septett Es-Dur, Murray B26 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Rosetti

Septett Es-Dur, Murray B26

Septett Es-Dur, Murray B26

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4118

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Adagio

3. Rondo. Andantino

Erläuterungen

2005
ANTONIO ROSETTI
Sextett Es-Dur

Kaum ein Komponist der sogenannten „Wiener Klassik“ erfreute sich so allgemeiner Beliebtheit wie Antonio Rosetti. Der Böhme, der lange Zeit als Bassist und Dirigent am Wallersteiner Hof wirkte, später als Hofkapellmeister in Schwerin, war mit seinen Sinfonien, Oratorien und Kammermusiken auf zahllosen Programmen der Epoche vertreten. In Paris und Berlin, am Koblenzer und Mannheimer Hof, in Mainz und Zweibrücken goutierten adlige wie bürgerliche Musikliebhaber seine wohl geformten, nie zu schweren, aber effektvollen Kompositionen.

Rosettis Vita ist einer der vielen Belege dafür, dass die „Wiener Klassik“ zu einem nicht unerheblichen Teil eine „böhmische Klassik“ war. Als Frantisek Antonin Rösler kam er um 1750 in Leitmeritz zur Welt, erlernte dort und in Prag das Kontrabass-Spiel und machte sich, ausgestattet mit böhmischer Musikalität, auf nach Deutschland. In den Hofkapellen des Südwestens, in Mannheim, Wallerstein, Stuttgart und Donau-eschingen, gaben die Tschechen den Ton an. Der Musikstil freilich war italienisch, weshalb sich auch Rösler? angeregt durch das Wappen seiner Familie, das eine Rose zeigt – den italianisierten Namen „Antonio Rosetti“ gab. Dieser Namenstausch war seiner Karriere dienlich, zog aber zahllose Verwechslungen mit echten Italienern gleichen Namens, etwa einem Mailänder Opernkomponisten oder mit Haydns zeitweiligem Konzertmeister in Esterháza, nach sich. Auf Konzertprogrammen und Einspielungen firmiert Rosetti bis heute auch als „Anton Rösler“ oder gar als „Rösler-Rosetti“.

Sein Sextett Es-Dur wurde von dem amerikanischen Musikwissenschaftler Sterling Murray in seinem Rosetti-Werkverzeichnis fälschlich als Septett aufgelistet (Murray B26), da es Stimmen für Horn und Fagott enthält, die in Wahrheit identisch sind. Wir haben uns für die Fassung mit Fagott entschieden. Die erhaltenen Stimmen aus dem 18. Jahrhundert nennen Violine und Flöte als „obligate“ Hauptinstrumente zuerst, während die beiden Bratschen, das Fagott und der Kontrabass begleiten. In der Klangkombination aus zwei hohen, brillanten Soloinstrumenten und einem Quartett im Tenor- bzw. Bassregister liegt der Hauptreiz des gefälligen Werkes. Der erste Satz beginnt mit Dreiklangsbrechungen der Violine, denen das Ensemble mit einem gefälligen Thema antwortet, der zweite ist ein gesangliches Adagio im Stil einer Siciliana, das Finale ein eher gemächliches Rondo im Rhythmus eines Contretanzes.