„Die verkaufte Braut“ als Harmoniemusik bearbeitet von Andreas Tarkmann
Werkverzeichnisnummer: 4117
Eingangschor „Seht am Strauch die Knospen springen“
Duett „Mit der Mutter sank zu Grabe“
Furiant
Duett „Mein lieber Schatz, nun aufgepasst!“
Polka
Tanz der Komödianten
2005
BEDRICH SMETANA
Die verkaufte Braut
So unbeschwert die Musik des heutigen Abends auch daherkommt – eine echte Serenade eben -, so verbirgt sich doch in den beiden Prager Werken ein künstlerischer Gegensatz, den die national-tschechische Musikgeschichtsschreibung noch verstärkte: der Graben zwischen den beiden Antipoden Dvorak und Smetana. Beide schrieben mit Herzblut und nationaler Gesinnung, beide bekannten sich voller Emphase zur Sache der tschechischen Nationalmusik. Dennoch fanden sich Friedrich Smetana (oder Bedrich, wie sein Vorname heute tschechisiert wiedergegeben wird) und Antonin Dvorák in zwei musikalischen Lagern wieder, und der Graben, der sie trotz Freundschaft und Zusammenarbeit schon zu Lebzeiten trennte, wurde posthum noch vertieft.
Im national wie ethnisch zerrissenen Vielvölkerstaat der späten Donaumonarchie tobte ein Machtkampf zwischen deutscher und slawischer Fraktion, in den Beide unbarmherzig hineingezogen wurden. Dvorák, der seinen Ruhm Brahms in Wien und seinem Berliner Verleger Simrock zu verdanken hatte, stand in dauerndem Rechtfertigungszwang, um nicht als Sympathisant der Deutschen zu gelten. Smetana dagegen war als Schöpfer der tschechischen Volksoper Die verkaufte Braut und als musikalischer Ependichter seiner Heimat (Mein Heimatland mit der Moldau) dazu prädestiniert, den Nationalisten als Aushängeschild zu dienen. Dem internationalen Stil Dvoraks stellten die Kommunisten in der CSSR polemisch den tiefgründigen Nationalstil Smetanas gegenüber. Dieser jahrzehntelange Dualismus ist noch heute tief im Denken tschechischer Funktionäre verhaftet, wie einer Reportage im FonoForum im Dvorakjahr 2004 zu entnehmen war.
In unserem Programm und im Medium der Bläsermusik scheinen Smetana und Dvorak einträchtig vereint: Aus den Melodien der Verkauften Braut in den Bläserfassungen von Andreas Tarkmann tönt es nicht weniger böhmisch-musikantisch heraus als aus Dvoraks Serenade.
Als „Begegnung zwischen den Geistern des Gesanges und des Tanzes“ hat man Smetanas komische Oper aus dem Jahre 1866 bezeichnet. In unserer Auswahl von Stücken wechseln sich Gesangsnummern und Tänze ab. Der Eingangs-chor feiert im Jubelgesang der Dorfbewohner den Frühling und die Kirchweih („Seht am Strauch die Knospen springen“). Aus dem freudigen Tableaux löst sich Maries traurige Stimme. Die Bauerntochter liebt den Knecht Hans statt des ihr vom Vater angekündigten Freiers. Im Duett „Mit der Mutter sank zu Grabe“ offenbart ihr Hans seine traurige Lebensgeschichte: Aus reichem Hause stammend, habe er nach dem Tod der Mutter sein Erbe eingebüßt, weil seine Stiefmutter ihm den Vater entfremdet habe. In innigen Tönen gelobt er unwandelbare Treue.
Der Furiant, ein schneller tschechischer Volkstanz, der uns in Dvoraks Serenade wiederbegegnen wird, eröffnet den zweiten Akt. Im Wirtshaus wird getanzt, während der stotternde Wenzel – der Sohn des Großbauern Micha und der Marie zugedachte Freier – sich vor der Liebe fürchtet. Die Turbulenzen der Handlung nehmen ihren Lauf: Während Marie unerkannt dem Wenzel die zugedachte Braut ausredet, lässt sich Hans die Geliebte scheinbar „abkaufen“. In einem Vertrag bestätigt er, dass der Sohn des Großbauern Micha sie heiraten solle, wofür er 300 Gulden erhält. Natürlich ist Marie empört über diesen scheinbaren Kuhhandel, den ihr Hans im Duett „Mein lieber Schatz, nun aufgepasst“ nicht plausibel machen kann. Am Ende aber löst sich alles in Wohlgefallen auf, als sich herausstellt, dass Hans der verstoßene Sohn aus erster Ehe des Micha ist. Nun kann der „Kauf“ der Braut abgeschlossen werden, die Liebenden sind glücklich vereint, während Hans‘ Halbbruder Wenzel Gefallen an einer Schauspielerin und der Rolle des Bären unter den Komödianten gefunden hat (Tanz der Komödianten).