Solo a-Moll, Wq 132 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Carl Philipp Emanuel Bach

Solo a-Moll, Wq 132

Solo a-Moll, Wq 132

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4116

Satzbezeichnungen

1. Poco Adagio

2. Allegro

3. Allegro

Erläuterungen

2005
CARL PHILIPP EMMANUEL BACH Solo a-Moll

Der Poet der Empfindsamkeit unter den Bachsöhnen war zugleich ein Poet der Traversflöte. Carl Philipp Emanuel, Bachs Zweitältester, hatte als Helfer bei der väterlichen Kirchenmusik die Traversflöte kennen und lieben gelernt. Die Studienzeit in Frankfurt an der Oder vertiefte diese frühe Liebe und ließ einige der ersten Flötensonaten des Bachsohns entstehen. Er war damit wohl gerüstet, als ihn Friedrich der Große kurz vor seiner Thronbesteigung als ersten Cembalisten in seine Hofkapelle holte. Carl Philipp hatte die Ehre, 1740 das erste Flötensolo zu „accompagnieren“, das Friedrich als König gab.

Das Friderizianische Potsdam und Berlin waren Flötenland. Weniger für den König selbst, wohl aber für seinen omnipotenten Flötenlehrer Quantz hat Carl Philipp seine ausdrucksvollen Konzerte, Sonaten und Trios geschrieben. Gegen Ende seiner Berliner Zeit verdichtete er die eigenwillige Poesie des Friderizianischen Rokoko zu seiner einzigen Flötensonate ohne Bass: dem Solo a-Moll. Er hat es 1763, just zum Ende des Siebenjährigen Krieges, in Berlin im Druck erscheinen lassen – als eine Verneigung vor dem nach sieben Jahren von den Schlachtfeldern zurückkehrenden König.

Das Solo ist ganz in Friedrichs Geschmack gehalten: Die Form mit dem langsamen Satz am Anfang und zwei schnellen Sätzen danach benutzte der König in fast allen seiner 121 Flötensonaten. Sie war sozusagen die „Berliner Sonatenform“. Außerdem spricht aus dem einleitenden Poco Adagio mit seinen schmerzlich singenden Melodiebögen die Liebe des Königs zum ausdrucksvollen Adagio.

Das erste Allegro hat, wie Friedrichs eigene Allegrosätze, Tanzcharakter. Es ist eine Bourrée, freilich keine barock-französische, sondern eine italienisch-galante: singend, sequenzenreich und virtuos. Das Finale schließlich zeigt, wie gut Carl Philipp die Cellosuiten seines Vaters studiert hatte: es lehnt sich deutlich hörbar an die Gigue aus der d-Moll-Cellosuite an. (Karl Böhmer)