Trio G-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Wilhelm Friedrich Ernst Bach

Trio G-Dur

Trio G-Dur für zwei Flöten und Viola

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4115

Satzbezeichnungen

1. Larghetto cantabile

2. Allegro

3. Poco Adagio

4. Presto

Erläuterungen

2005
WILHELM FRIEDRICH ERNST BACH Trio G-Dur

Wer zu Mendelssohns Zeit nach Überlebenden der Bachfamilie Ausschau hielt, traf zumindest auf einen Zeitzeugen, der in biblischem Alter den hehren Namen hochhielt: Wilhelm Friedrich Ernst Bach. Noch zur Einweihung des Bachdenkmals in Leipzig 1842 war er als Ehrengast geladen. Der einzige komponierende Enkel des Thomaskantors war ein Sohn des „Bückeburger Bach“. So nannte man Sebastians Zweitjüngsten, Johann Christoph Friedrich, nach seiner lebenslangen Wirkungsstätte, in der auch sein Sohn Wilhelm Friedrich zur Welt kam. Als einziger der Brüder blieb Johann Christoph konsequent Hofmusiker und hat in der Abgeschiedenheit des norddeutschen Fürstentums auch seinen Sohn konservativ erzogen. Obschon ein Zeitgenosse Mozarts, blieb der letztere der Vorklassik seines Vaters verpflichtet, wie das hier gespielte Trio in G für zwei Traversflöten und Viola belegt.
Nicht nur, dass dieses Trio die Viersätzigkeit der barocken Triosonate bis in die Klassik hinein ungetrübt konserviert hat. Es bleibt auch satztechnisch ganz dezidiert „Triosonate“ von altem Schrot und Korn – wenn auch ohne Basso continuo. Im einleitenden Larghetto kommt es zur sattsam bekannten Kette aufsteigender Sekundvorhalte, wie sie Hunderte von barocken Triosonaten und Concerti eröffnen. „Kantabel“ sind an diesem Satz lediglich der weich schwingende Dreiertakt, die Synkopen und die affektierten Halbschlüsse. Freilich: Mozart hat sich unter einem „Larghetto cantabile“ etwas gänzlich anderes vorgestellt. Das folgende Allegro ist streng nach barocker Tradition imitatorisch angelegt, wobei das fugierte Thema den Flöten schöne Gelegenheiten zum Jubeln in der hohen Lage gibt. Im dritten Satz feiert das alt ehrwürdige Siciliano eine Auferstehung – nicht in der modern-ariosen Form wie bei Mozart, sondern streng imitierend und vorhaltsreich. Das Presto-Finale ist der einzige Satz, der sich fast ganz den Terzen und Sexten überlässt, wobei sein Thema sicher nicht zufällig an den ersten Satz des Italienischen Konzerts erinnert (ein Thema übrigens, das Johann Sebastian selbst seinem Kollegen Muffat entlehnt hatte). Seinen Großvater hat Wilhelm Friedrich Ernst nie kennen gelernt, doch ist er hörbar in dessen Schatten aufgewachsen. Seine späteren Lebensstationen – London, wo ihn sein Onkel Christian unterrichtete, und Berlin, wo er zum Kapellmeister der Königin Luise und zum Musiklehrer ihrer Kinder aufstieg – habe das Ihre zu seinem eigenartig „verspäteten“ Stil beigetragen.