Méditation aus der Oper Thais (Transkription für Violine und Harfe von Carlos Salzedo
Werkverzeichnisnummer: 4075
Als Jules Massenet im März 1894 seine neueste Oper Thaïs im Pariser Palais Garnier vorstellte, waren die Meinungen in Publikum und Kritik geteilt. Zwar hatte die Romanvorlage von Anatole France 1890 größtes Aufsehen erregt, auf der Opernbühne aber wollten die Pariser den Stoff zunächst nicht hinnehmen. Zu schwülstig erschien ihnen die Wandlung der berühmten Hetäre Thais zur geläuterten Christin im Alexandria der Spätantike. Bei einem Stück der Partitur allerdings waren sich alle Zuhörer einig: bei der Méditation, jenem Violinsolo mit Orchesterbegleitung, das Massenet zwischen die beiden Bilder des zweiten Aktes gestellt hatte. Es symbolisiert das Aufkeimen der christlichen Läuterung in der Seele der Thais, ausgedrückt im sentimentalsten Stil des Fin de Siècle. Der erste, der die Wirkung dieses Stückes erkannte, war der Soloflötist der Pariser Oper Paul Taffanel. Er brachte gleich nach der Uraufführung eine Bearbeitung für Flöte und Klavier heraus, noch bevor seine Geigerkollegen reagierten und „die“ Méditation zu dem machten, was sie heute ist: der erfolgreichste Konzerttitel des Jules Massenet und eine der beliebtesten Zugaben für Geigenvirtuosen auf der ganzen Welt.