7 frühe Lieder | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Alban Berg

7 frühe Lieder

7 frühe Lieder

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 4051

Satzbezeichnungen

1. Nacht (Carl Hauptmann)
2. Schilflied (Nikolaus Lenau)
3. Die Nachtigall (Theodor Storm)
4. Traumgekrönt (Rainer Maria Rilke)
5. Im Zimmer (Johannes Schlaf)
6. Liebesode (Otto Erich Hartleben)
7. Sommertage (Paul Hohenberg)

Erläuterungen

2019

Von den 88 Liedern, die Alban Berg komponiert hat, blieben 70 zu Lebzeiten unveröffentlicht. Der Komponist hielt die meisten seiner frühen, vor der Lehrzeit bei Schönberg entstandenen Kompositionen nicht für beachtenswert. Lediglich sieben frühe Lieder publizierte er 1928 ohne Opuszahl in Klavier- und Orchesterfassungen. Sie entstammen den Jahren 1905-08 und zeigen unterschiedliche stilistische Prägungen. Die Nachtigall nach Storm gehört zu den spätromantisch tonalen, schlichten Gesängen der Gruppe. Andere offenbaren bereits den Zug zur Atonalität.

In einem Beitrag zur br-Reihe Das starke Stück hat der Bayerische Rundfunk eine knappe Einführung zu den Zyklus veröffentlicht:

„Es sind die ersten Werke, mit denen der 22-jährige Berg an die Öffentlichkeit tritt. Er ist Privatschüler von Arnold Schönberg. Unter dessen Aufsicht entstehen zahlreiche Lieder. Drei davon werden 1907 in Wien bei einem Kompositionsabend der Schönberg-Studenten aufgeführt: Traumgekrönt, Liebesode und Die Nachtigall – Bergs erstes Konzert vor Publikum. Erst zwanzig Jahre später fasst er sieben seiner frühen Klavierlieder zu einem Zyklus zusammen, erstellt eine Orchesterfassung und publiziert sie.

Die Sieben frühen Lieder erzählen eine Geschichte, auch wenn sie ursprünglich gar nicht als Zyklus gedacht waren. Die Geschichte einer Liebe. Vielleicht der Liebe des Komponisten zu seiner späteren Frau Helene, die er zur Entstehungszeit dieser Stücke kennenlernt. Ihr ist der Zyklus gewidmet: Meiner Helene. Diese einst schwärmerische Liebe steckt jedoch in der Krise, als sich Berg Jahre später wieder seinen Jungendwerken zuwendet und sie publiziert. Die Leidenschaft des nunmehr gereiften Komponisten gilt mittlerweile einer anderen. Ironie des Künstlerschicksals.

Berg kennt die Lyrik seiner Zeit genau. Er vertont zum Teil Dichter, die heute kaum mehr bekannt sind, wie Paul Hohenberg oder Carl Hauptmann, aber auch Rilke, Lenau, Hartleben und Storm. Von Theodor Storm stammt das Gedicht Die Nachtigall – in der Liebesgeschichte von Bergs Zyklus ein Moment der widersprüchlichsten Gefühle am Wendepunkt im Leben eines jungen Mädchens. Die Musik bringt die Ekstase, die im Text nur angedeutet wird, ganz offenkundig zum Ausdruck.

In den Sieben frühen Liedern schwingt eine gewisse Morbidität mit, etwas Rauschhaftes, Schillerndes. Eine Fin-de-Siècle-Opulenz, die gleichzeitig auch etwas Dekadentes an sich hat. Und auf die Euphorie in Traumgekrönt, das im Zentrum des Zyklus‘ prangt, folgt die Ermattung. Mit diesen Miniaturen setzt sich der junge Kompositionsschüler Berg mit der Liedtradition des 19. Jahrhunderts auseinander, insbesondere mit Gustav Mahler.“

Zu den letzten Liedern der Reihe meinte die Sopranistin Diana Damrau. „Es geht wirklich um die große Liebe, aber auch um die körperliche Liebe und um die Erschöpfung danach. Und einfach dieses Liebesglück einer erfüllten Zweisamkeit. Im Zimmer ist auch so dieses glückliche Beisammensein. Man braucht gar nix anderes mehr dazu. Der Bogen schließt sich dann mit dem letzten Lied Sommertage. Da geht er wieder auf die Natur ein und was auch die romantische Seele besonders kennzeichnet: der Drang nach Freiheit.“ (Diana Damrau)