Nonett Es-Dur, op. 139
Werkverzeichnisnummer: 4039
1. Allegro
2. Menuetto. Andantino – Trio
3. Adagio molto
4. Finale. Allegro
1999
JOSEPH RHEINBERGER Nonett, op. 139
Rheinberger war der bedeutendste Repräsentant der sogenannten „Münchner Schule“ in der Kammermusik, eine Rolle, der seine spärliche Rezeption im modernen Konzertleben nicht gerecht wird. Seine Werke vermitteln zwischen der Kammermusik der Schubert-Generation, seinem Zeitgenossen Brahms und den jüngeren Komponisten Strauss und Reger. Anklänge an alle diese Richtungen lassen sich in ihnen ausmachen, doch verbinden sie sich mit einem unverwechselbaren Ton voller harmonischer und melodischer Einfälle.
Rheinbergers Nonett betont die symphonische Komponente dieser 1813 in Wien von Louis Spohr erfundenen Gattung. Der viersätzige Aufbau, die Anlage der einzelnen Sätze, die Themengestaltung und Instrumentation entsprechen in etwa einer Brahms-Sinfonie, wobei man vom ersten Satz sogar ganz konkrete Parallelen zur 2. bzw. 3. Symphonie von Brahms ziehen kann. Das vom Horn eingeführte Seitenthema dieses Satzes ist von besonderer, harmonisch subtil beleuchteter Schönheit.
Das Scherzo ist durch ein altertümliches Menuett ersetzt, was an Rheinbergers Neigung zu Werken „im alten Stil“ gemahnt. Hier hat er den Tonfall eines Haydn- oder Mozart-Menuetts mit den Mitteln seiner Zeit nostalgisch verklärt.
Der langsame Satz schwingt sich, ausgehend von einem dolce—Thema in C-Dur, zu einer pathetischen Es-Dur-Episode auf und lenkt dann wieder ins ruhige Fahrwasser zurück; das Seitenthema verwendet fast schon Strauss’sche Arabesken. Das schwungvolle Tanzfinale erinnert daran, daß die Gattung des Nonetts aus der Sphäre des Divertimentos heraus entstand. (kb)