Sonatina Nr. 3 (1935)
Werkverzeichnisnummer: 4007
1. Allegro giusotp
2. Andante
3. Maestoso – Vivace
2000
NIKOS SKALKOTTAS Sonatina Nr. 3 (1935)
Selbst in neueren Kammermusikführern sucht man Besprechungen seiner Werke vergeblich; im sinfonischen Repertoire ist er bis heute ähnlich unbekannt. Dabei gehörte der griechische Schönberg-Schüler Nikos Skalkottas zu jenen Musikern, die der mediterranen Musikkultur zwischen den Weltkriegen eine neue, moderne Richtung gaben.
Die Vernachlässigung seiner Musik liegt letztlich in seiner Biographie und in der musikalischen Sonderstellung Griechenlands begründet. Hellas war in der europäischen Musiklandschaft neuzeitlicher Prägung ein Nachzügler. Erst mit der Befreiung von der osmanischen Herrschaft 1830 erwachte unter der Akropolis auch die Musik nach westlichen Maßstäben zu neuem Leben. Am Konservatorium begann man mit dem Wiederaufbau, große Musiker wie Saint-Saëns verliehen dem erst entstehenden Konzertbetrieb ersten Glanz. Am Konservatorium von Athen begründeten Musiker wie Kalomiris eine national-griechische Schule nach dem Vorbild der großen Komponistenschulen in Nord- und Osteuropa.
Während diese erste im eigentlichen Sinne “griechische” Musik sich an der Folklore des Landes orientierte, suchte Skalkottas den Schulterschluss mit der mitteleuropäischen Avantgarde. Der begnadete Geiger, der gut und gerne Solist hätte werden können, studierte stattdessen bei Schönberg und Kurt Weill in Berlin; mit dem Beginn der Nazi-Herrschaft kehrte er nach Athen zurück. Die erhoffte günstige Aufnahme seiner ambitionierten Berliner Werke in der Heimat blieb jedoch aus. Darum fristete er in den letzten eineinhalb Jahrzehnten seines Lebens bis 1949 ein gänzlich unbeachtetes Dasein als Geiger an einem der hinteren Pulte des Athener Orchesters. Seine Werke komponierte er nachts nach dem Orchesterdienst und in nahezu totaler Isolation von Komponistenkollegen oder anderen Diskussionspartnern. Viele von ihnen wurden erst lange nach seinem Tode uraufgeführt, häufig außerhalb Griechenlands.
Wie viele der in Athen komponierten Werke beruht auch die 1935 entstandene dritte Sonatine für Violine und Klavier nicht auf einer strengen Zwölftonreihe, sondern auf freier Atonalität und verwendet kompakte, neobarocke Formen in tänzerischen Rhythmen.