Sonata G-Dur, BWV 968 / 1005 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann Sebastian Bach

Sonata G-Dur, BWV 968 / 1005

Sonata G-Dur, BWV 968 / 1005
(nach der C-Dur-Violinsonate, BWV 1005)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3999

Satzbezeichnungen

1. Adagio

2. Fuga

3. Largo

4. Allegro assai

Erläuterungen

2000
JOHANN SEBASTIAN BACH Sonata in G
Die Cembalosonate, der Vorläufer unserer Klaviersonate, wurde durch Bachs Söhne Carl Philipp und Johann Christian in ihre verbindliche Form gebracht. Der Vater hatte an dieser bahnbrechenden Erfindung keinen Anteil, denn die Sonata war für ihn noch eine Form der italienischen Streichermusik (Triosonate oder Solosonate), die er zwar auf die Orgel (Orgeltriosonaten), nicht aber aufs Cembalo übertrug.
Dennoch sind Cembalosonaten unter seinem Namen überliefert. Es handelt sich um Bearbeitungen seiner eigenen Geigen-, Cello- oder Lautensonaten bzw. -suiten oder um Arrangements von Triosonaten anderer Meister (Reincken). In dieser Werkgruppe finden sich auch einzelne Sätze oder ganze Werke aus Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo, BWV 1001-1006, in Übertragungen für Cembalo oder verwandte Instrumente (Lautenclavier). Sie sind Belege für die Aufführungspraxis des Komponisten, von dem seine Söhne berichteten, er habe die Violinsoli improvisierend aufs Cembalo übertragen und dabei hinzugefügt, was für eine strenge Vierstimmigkeit im Violin-Original etwa noch gefehlt haben mochte.
An diesem Vorbild orientierte sich Andreas Staier in seiner Bearbeitung der C-Dur-Violinsonate, BWV 1005. Die Tonart G-Dur wurde durch eine zeitgenössische Übertragung des ersten Satzes vorgegeben, die aus Bachs Umkreis stammt (BWV 968). Schon dort wird die Tendenz des Arrangements vorgezeichnet. Aus dem bereits für die Geige erstaunlich akkordischen Original mit seinen expressiven verminderten Dreiklängen wird in der Übertragung ein bis an die Grenzen des Spielbaren vollgriffiges, hyperpathetisches Adagio, dessen punktierte Rhythmen noch dazu „komplementärrhythmisch“ in der linken Hand begleitet werden – echte Cembalomusik, der man nie den Ursprung als Strei-cherstück anhören würde.
Die folgende riesige Fuge über ein archaisches Thema, das an den Kirchenstil erinnert (Anklang an Veni creator spiritus) ist für Geiger ein Nonplusultra an mehrstimmiger Komplikation. Der Cembalist muss besonders in den langen Zwischenspielen Kontrapunkte in der linken Hand hinzufügen, manche violinistische Spielfiguren anpassen und in den Durchführungen des Fugenthemas wie auch seiner Umkehrung eine strengere Stimmführung erreichen. All dies hat Andreas Staier in seinem Arrangement der Fuge getan.
Die übrigen beiden Sätze sind weniger kompliziert. Das Largo ähnelt schon im Original einem Satz für Oberstimme und Begleitung. Das virtuose Finale ruft förmlich nach einer bewegten linken Hand im Stile eines Basso continuo.