Partita F-Dur, Murray B 20 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Antonio Rosetti

Partita F-Dur, Murray B 20

Partita F-Dur, Murray B 20

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3985

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Menuet. Moderato

2. Andante, ma allegretto

4. Allegro à la chasse

Erläuterungen

2000
ANTONIO ROSETTI
Partita F-Dur, Murray B20

Antonio Rosetti wurde wenige Jahre vor Mozart geboren und ist ein Jahr nach ihm gestorben. Lange Zeit nur als Komponist gefälliger Flöten- und Hornkonzerte bekannt, ist man auf seine großen Sinfonien, Oratorien und Harmoniemusiken erst in den letzten 10 Jahren aufmerksam geworden. Dazu trugen nicht zuletzt die Forschungen des amerikanischen Musikwissenschaftlers Sterling Murray bei, der 1997 das erste vollständige Rosetti-Werkverzeichnis vorlegte und auch die F-Dur-Partita unseres Konzerts im Neudruck herausgab.

Zum Leben des Komponisten schrieb Murray: „Rosetti wurde ungefähr 1750 als Anton Rösler im böhmischen Litomerice (Leitmeritz) geboren. 1773 verließ er seine Heimat und ging nach Deutschland, wo er im November desselben Jahres der Wallersteinischen Kapelle beitrat. Von diesem Zeitpunkt an nannte er sich stets Antonio Rosetti. Er blieb die nächsten 16 Jahre in Wallerstein. Anfänglich als Diener und Kontrabassist angestellt, wurde er bald zum »Hofmusikus« befördert und etwa 1786 zum Kapellmeister ernannt. Während dieser gesamten Zeit war Rosetti kompositorisch tätig. Er schrieb zahlreiche Symphonien, Konzerte und Bläser-Partiten, die auf die Kapelle des Fürsten zugeschnitten waren. Viele dieser Kompositionen wurden veröffentlicht, und seine Musik fand in Drucken und Abschriften Verbreitung. Dies führte dazu, dass sich Rosettis Ruf als Komponist bald über die Grenzen des Oettingen-Wallersteinischen Hofes ausdehnte. Im Juli 1789 trat er aus den Diensten des Fürsten und wurde Kapellmeister am Hof von Mecklenburg-Schwerin in Ludwigslust. Er starb schon drei Jahre später im Alter von 42 Jahren.“

Im zweiten Band der Colloquia zur Kammermusik der Villa Musica hat Sterling Murray einen ausführlichen Aufsatz über die Wallersteiner Bläsermusik Rosettis vorgelegt. Darin konnte er zeigen, wie sich mit dem Wachsen der Hofkapelle auch Besetzung und Form der Rosetti-Partiten kontinuierlich erweiterten. Mit unserer F-Dur-Partita von ca. 1788 war in beiderlei Hinsicht ein Maximum erreicht. Sie ist mit je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten und Fagotten, Kontrabass und drei Hörnern sowie einem Cello ad libitum quasi sinfonisch besetzt. Zu einer Haydn-Sinfonie, der das Werk in der gesamten Anlage vergleichbar ist, fehlen nur die Streicher.
Der Allegro-Kopfsatz ist ein wunderbares Beispiel für motivisch-thematische Arbeit im Stil Haydns. Überall spürt man die Hand eines erfahrenen Sinfonikers, der sich Haydn zum Vorbild auserkoren hatte. Das Menuett spaltet den Bläsersatz gekonnt auf, im Andante wird er atmosphärisch ausgelotet (Klarinetten- und Fagottsoli), und im Finale wird effektvoll (natürlich mithilfe der Hörner) eine Jagd inszeniert – Rosettis Huldigung an seinen Fürsten, der auch ein großer Jäger war.