Streichquartett D-Dur | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ottorino Respighi

Streichquartett D-Dur

Quartett für Streicher D-Dur

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3979

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Tema con variationi

3. Intermezzo

4. Finale

Erläuterungen

2000
OTTORINO RESPIGHI
Streichquartett D-Dur

Obwohl ein halbes Jahrhundert vor Rotas Werk komponiert, ist das D-Dur-Quartett von Respighi aus dem Jahre 1907 in vielem ein progressiveres, zumindest komplizierteres Werk. Die Dimensionen der vier Sätze sind breiter, im spätromantischen Sinne monumental, dabei von der Harmonik der Jahrhundertwende überwuchert. Überall spürt man die Euphorie des Aufbruchs im Klima des Jugendstils. Damals fanden sich unter dem Etikett Generazione dell’ottanta, Generation der 80er Jahre, die jungen Komponisten Italiens zusammen, um die Einflüsse von außen – die russische Nationalmusik und den französischen Impressionismus – zu einem eigenen Stil zu verarbeiten.

Das Hauptthema des ersten Satz ist ein Konglomerat aus Ornamenten und kleinen Motiven in quasi-orchestralem Satz, fast wie Richard Strauss auf vier Instrumente übertragen, das zweite Thema dagegen ein französisch schlichter Gesang. Die Entwicklung der beiden Themen erfolgt nicht in dramatischer Steigerung, sondern in lyrischem Sich-Verströmen, wobei in allen Instrumenten die Verzierungen breiten Raum einnehmen.

Der langsame Satz besteht aus Variationen über ein schwermütiges, stark chromatisches Thema. Er schlägt den Bogen zurück zur Elegie in Donizettis f-Moll-Quartett. Auch hier besteht, wie im Kopfsatz des Respighi-Quartetts, die Variationentechnik hauptsächlich in klanglicher und ornamentaler Auffächerung. Der Klang streift dabei schon gelegentlich die Komplikationen der frühen Schönberg-Quartette, kehrt aber immer wieder zu bukolischen Idyllen „all’italiana“ zurück.

Der am leichtesten zugängliche Satz ist der dritte, ein Intermezzo in der Tradition italienischer Serenaden. Ein schlichter, gitarrenhaft begleiteter Gesang wechselt mit aufgeregten Episoden ab, was eine kleine Theaterszene zu suggerieren scheint – ein unterbrochenes Ständchen?

Das Finale steht in Moll. Sein archaisch anmutendes düsteres Hauptthema, das sehr schlichte Seitenthema und die aufgeregten Triolenklangflächen, die darauf folgen, sind den russischen Quartetten eines Borodin oder Tschaikowsky verpflichtet. Es sei daran erinnert, dass Tschaikowsky in den 1880er Jahren längere Zeit in Italien gelebt und dort auch bedeutende Kammermusik geschrieben hatte. Den düsteren Beginn wendet erst die Coda des Satzes in einen heiteren Scherzando-Schluss.