Quartett für Streicher (1954)
Werkverzeichnisnummer: 3978
1. Allegro moderato
2. Adagio non troppo
3. Allegro robusto
2000
NINO ROTA
Streichquartett C-Dur
Was für das 19. Jahrhundert die Oper, das war für das Italien der Nachkriegszeit der Film, verbunden mit einer Filmmusik, die oftmals über die heimische Produktion hinaus internationale Erfolge verbuchen konnte. Nino Rota, Ennio Morricone und Annuncio Mantovani sind die bekanntesten Namen im Filmkomponistengeschäft, die ihre Faszination bis heute dank der Welterfolge Spiel mir das Lied vom Tod, Frühstück bei Tifanny oder der Fellini-Filme nicht eingebüßt haben. Rota und Morricone haben daneben aber auch ihre „seriöse“ Seite, ein ganz traditionelles Kammermusik- und Orchester-Oeuvre, Nino Rota als Schüler von Casella.
Es liegt dabei weniger am Film, als an der eigenwilligen Entwicklung der italienischen Musik der Moderne, dass in diesen Stücken weit mehr Wohlklang und Dur-Moll-Akkordik zu finden ist als in den zeitgenössischen Werken nördlich der Alpen. Nino Rotas C-Dur-Streichquartett ist ein solches klanglich wie melodisch verführerisches Werk. Komponiert zwischen 1948 und 1954, unterstreicht es den Ruf des Komponisten als „italienischer Ravel“.
Der erste Satz beruht auf einem tänzerischen Thema in hellstem Dur, das zunächst in zartem, dann kraftvollem Klang vorgestellt wird. Das zweite Thema ist ein freier, an Renaissance-Tänze erinnernder Kanon, etwa im Tonfall der Antiche Danze ed Arie von Respighi. Auch das dritte Thema und die Verarbeitung der drei Themen sind eingängig und harmonisch leicht überschaubar.
Der zweite Satz nimmt neo-barocke Züge an. Eine an Corelli erinnernde Fuge im Mittelteil steigert sich zu großer Intensität, während in den gesanglichen Außenteilen Terz- und Sextparallelen zwischen den paarweise geführten Stimmen den Klang bestimmen.
Im letzten Satz hat Rota den Cantus firmus des gregorianischen Dies irae zitiert, allerdings in Dur und ohne jene Totentanz-Assoziationen, die man damit üblicherweise verbindet (bei Liszt, Saint-Saëns oder Rachmaninoff). Alles bleibt hier tänzerisch, leuchtend, klar und volkstümlich im Ausdruck.