Streichquartett Nr. 7 f-Moll | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Gaetano Donizetti

Streichquartett Nr. 7 f-Moll

Streichquartett Nr. 7 f-Moll

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3977

Satzbezeichnungen

1. Agitatissimo

2. Adagio, ma non troppo

3. Presto

4. Marcia lugubre

Erläuterungen

2000
GAETANO DONIZETTI
Streichquartett Nr. 7 f-Moll

Auch Donizettis f-Moll-Quartett ist eine Trauermusik auf einen adligen Gönner, komponiert 1819 „auf den Tod des Marchese Terzi“. Es erfüllt die gleiche Funktion wie Puccinis Crisantemi, aber auf ungleich anspruchsvollere Weise. Denn anders als Puccini hatte Donizetti ein echtes Interesse am Streichquartett und hat sich mit ihm lebenslang beschäftigt.
Er begann mit dem Quartettschreiben 1817 für das Laienquartett im Hause seines Gönners Bertoli in Bergamo, damals noch „zu Studienzwecken“. Letzten Endes schrieb er bis 1836 19 Quartette, von denen einige zu den schönsten der Romantik gehören. Dennoch und trotz der offenkundigen Analogien zu den Quartetten seines Altersgenossen Franz Schubert sind sie bis heute praktisch unbekannt geblieben.

Das 7. Quartett ist in allen vier Sätzen dem Appassionato-Charakter der Tonart f-Moll verpflichtet. In der emotionsgeladenen Auseinandersetzung mit dem Tod darf man es Schuberts d-Moll-Quartett Der Tod und das Mädchen oder Mendelssohns f-Moll-Quartett an die Seite stellen, wenn es auch nicht deren dichte motivisch-thematische Arbeit erreicht und deutlich genug den Meister der Belcanto-Oper verrät.

Der erste Satz löst seine extreme Tempobezeichnung Agitatissimo (Sehr aufgeregt) erst nach einer klassisch schlichten Unisono-Einleitung im Tonfall Haydns ein. Danach breiten die drei Unterstimmen einen nervösen Klanggrund aus, über dem sich die erste Violine in Seufzermotiven und wilden Läufen ergeht. Der nervöse Pulsschlag bleibt auch im gesanglichen Seitenthema erhalten. Die Durchführung bringt Kanons in Engführung und verharrt dabei mit Konsequenz im Mollbereich, den die Reprise auch auf das schmerzlich abgedunkelte Seitenthema ausdehnt.

Statt des üblichen Dur-Adagios verharrt auch der zweite Satz in Moll. Ein Unisono aus fallenden Dreiklängen, von Tremoli unterbrochen, bildet die opernhafte Einleitung zu einer „Cavatina“ der ersten Violine, die – unter ständig wiederkehrenden Tremoli – schmerzlich-süßen Ausdruck entfaltet. Ein ostinates Cellomotiv und Seufzermotive in allen Stimmen steigern die Intensität bis hin zu Schubert-haften Modulationen und einem letzten Tremolo-Ausbruch. Morendo verklingt dieser in jeder Hinsicht exzeptionelle Satz.

Das gehetzte, fast gespenstische Scherzo verweist im Ausdruck auf Streghe-Chöre in der Oper, ist aber zugleich ein kontrapunktisches Meisterstück des Quartettsatzes. Lediglich im Trio erlaubte sich Donizetti einen Ausflug in die Regionen neapolitanisch-volkstümlichen Gesangs.

An die Stelle des Rondofinales setzte er, dem Zeck des Werkes entsprechend, eine Marcia lugubre, einen Trauermarsch auf den Marchese Terzi. Er wird von dem typischen punktierten Rhythmus dieses Genres bestimmt, schlägt aber eher weiche und versöhnliche Töne an. Die Dramatik der ersten drei Sätze wird ins Tröstliche gewendet.