Fantasie C-Dur, op. 17 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Robert Schumann

Fantasie C-Dur, op. 17

Fantasie C-Dur, op. 17

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3953

Satzbezeichnungen

1. Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen

2. Mäßig. Durchaus energisch

3. Langsam getragen. Durchweg leise zu halten

Erläuterungen

2000
ROBERT SCHUMANN
Fantasie C-Dur, op. 17

Die in den Jahren 1836 bis 1838 komponierte C-Dur-Fantasie ist das wohl monumentalste Werk aus Schumanns erster Schaffensperiode, die bekanntlich (fast) ganz dem Klavier gewidmet war. Wie die meisten Frühwerke ist das Stück von einer Fülle poetisch- musikalischer Bezüge durchdrungen. Dazu sei Christof Rügers Einführung zitiert:

„Die C-Dur-Fantasie steht in enger inhaltlicher und formaler Beziehung zu den Klaviersonaten, insbesondere der in fis-Moll. In ihrer Endfassung ist sie Franz Liszt gewidmet, der mit der Dedikation seiner h-Moll-Sonate an Schumann antwortete. Die Genesis des Werkes ist mehrschichtig. Erste Anregungen scheint der Aufruf Liszts zur Errichtung eines Beethoven-Monuments in Bonn gegeben zu haben –  für dieses schöne Vorhaben wollte Schumann den Erlös einer großen Sonate mit den Sätzen »Ruinen, Trophäen, Palmen« als Obolus beisteuern. Später sprach er von drei »Dichtungen«: »Ruine«, »Siegesbogen« und »Sternbild«, und als das Werk im Frühjahr 1838 vollendet war, nannte er es schlicht »Fantasie«, gab aber als hochpoetisches Motto die Strophe von Friedrich Schlegel bei:

Durch alle Töne tönet
im bunten Erdentraum
ein leiser Ton gezogen
für den, der heimlich lauschet.

Vom biographischen Hintergrund der machtvollen Komposition zeugen einige Briefstellen, in denen Schumann bekennt, dass unglückliche und melancholische Stimmungen des verhängnisvollen Sommers 1836, in dem er Clara für sich verloren glauben musste, den verzweifelten Charakter des 1. Satzes (Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen, 4/4) begünstigt haben. Er nennt diesen ‚wohl mein Passioniertestes, was ich je gemacht – eine tiefe Klage um Dich‘. Man muss hinzufügen, dass durch die beiden anderen Sätze die überwindende, lebenssteigernde Kraft der Schumannschen Musik eindrucksvoll dokumentiert wird.

Gleichsam mit einem Verzweiflungsschrei hebt der beherrschende Kopfsatz an. Dieses Thema wird erweitert und umgedeutet zu einem schwärmerischen Gesang, von dem Schumann sagt: ‚die Melodie gefällt mir am meisten darin‘. Doch die leidenschaftliche Klage bleibt beherrschend, bis ‚Im Legendenton‘ ein 2. Teil (c-Moll, 2/4) beginnt, erzählend zunächst, dann immer unruhiger, schließlich mit dem Hauptthema sich wieder vereinend. Die Coda im Adagiotempo zitiert beziehungsvoll Beethoven: »Nimm sie hin denn, meine Lieder« aus dem Zyklus »An die ferne Geliebte«.

Es folgt ein grandioser Marsch (Mäßig. Durchaus energisch, Es-Dur, 4/4), in dem man auch geheimnisvolle Nachklänge jenes Lieblingsgedankens aus dem 1. Satz wahrzunehmen glaubt. Ein verhalten-gesanglicher As-Dur-Mittelteil mündet dann noch einmal in das wuchtige Marschthema, und eine sieghafte Stretta schließt den Satz ab.

»Langsam getragen, durchweg leise zu halten« ist der Schluss- satz überschrieben (C-Dur, 12/8), dessen Grundcharakter ruhevoll-versöhnlich ist, der aber auch kraftvolle Steigerungen in sich birgt. Obgleich die Fantasie im Tempo Adagio und p endet, finden wir hier doch kein Resignieren, sondern gefestigte Hoffnung, ausgewogene Ruhe. Durch gewaltige Dimensionen und leidenschaftlichen Ausdruck weitet dieses zentrale Werk Schumanns die persönliche Mitteilung zur allgemeingültigen humanistischen Botschaft aus.“