Sonatina Brevis in Signo Joannis Sebastiani Magni | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Ferruccio Busoni

Sonatina Brevis in Signo Joannis Sebastiani Magni

Sonatina Brevis in Signo Joannis Sebastiani Magni für Klavier
(An Philipp Jarnach)

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3932

Satzbezeichnungen

Andante, espressivo e sostenuto – Poco più mosso, ma tranquillo

Erläuterungen

2000
FERRUCCIO BUSONI Sonatina

Mit Busoni wechseln unser Programm und sein Interpret ans Klavier, ein Medium, in dem die Bachrezeption ganz anderen Gesetzen zu gehorchen hatte als in der Violin-Literatur. Wer immer unter den großen Konzertpianisten um 1900 Bach seinen Tribut zollte, hatte durch geschickte Auswahl oder Arrangement die Tauglichkeit des Thomaskantors für den virtuosen Klavierabend zu erweisen. Der in Berlin ansässige italienische Klaviervirtuose Ferruccio Busoni tat dies in idealer Weise mit seinen heute noch beliebten Arrangements bachscher Orgelchoräle (Nun komm der Heiden Heiland, Ich ruf zu dir, Herr jesu Christ u.a.). Daneben erwies der Ästhetiker und Komponist Busoni Bach seine kompositorische Reverenz.

Busoni sei „auf vielerlei Weise in der Vergangenheit verwurzelt“, meinte schon Hugo Leichtentritt, trotz seiner modernistischen Ästhetik. Das Zukunftweisende in Bachs Werk zog ihn seit seiner Jugend in seinen Bann: von den frühen Bachbearbeitungen der 1890er-Jahre über diverse „Preludio e fuga“-Paare bis zu Werken im Bachton. In drei Werken aus den Jahren 1916-19 erreichte dieser Zug seines Schaffens seinen Höhepunkt: in der Improvisation über Bachs Chorallied „Wie wohl ist mir“ (1916, zwei Klaviere), in den beiden Kontrapunktstudien nach Bach (1917) und der Sonatina Nr. 5 (1919). Wie drei andere seiner insgesamt sechs Sonatinen hat Busoni auch letztere mit einem Titel versehen: Sonatina Brevis in Signo Jannis Sebastiani Magni. Sowohl „kurze Sonatine“ als auch „im Zeichen Johann Sebastians, des Großen“ sind dabei wörtlich zu verstehen: ein kurzes Stück fürs Klavierstudium, das das Siegel Bachs in Harmonik, linearer Stimmführung und neobarocken Formen trägt.