Präludium und Fuge e-Moll, op. 131,6 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Max Reger

Präludium und Fuge e-Moll, op. 131,6

Präludium und Fuge e-Moll, op. 131,6

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3930

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2000
MAX REGER
Präludium und Fuge e-Moll

Wie die Abschriften aus Bachs Umkreis und musikkritische Äußerungen von Mattheson beweisen, waren die Partiten und Sonaten zu Bachs Zeit ein weithin geschätztes violinistisch-kompositorisches Kompendium. Den Geigenvirtuosen des 19. Jahrhunderts galten sie bloß noch als Übungsstücke, als “Lessons”. Es dauerte mehr als 100 Jahre, bevor man ihre kompositionstechnische Bedeutung wiedererkannte. Die deutsche Bachbewegung des 19. Jahrhunderts, ausgelöst durch das romantische Bachbild, das Wiedererstarken der protestantischen Kirchenmusik und die romantische Orgelschule, gipfelte in Regers Bachrezeption, die sich nicht auf die Orgel und das Orchester beschränkte. 1899, parallel zu seinen organistischen Bach-Hommagen, begann Reger einen Zyklus von vier Solosonaten für Violine, denen er 1905 eine zweite Serie von sieben folgen ließ. Der Gefahr, in diesen Werken einer “Epigonenmusik” verdächtigt zu werden, war er sich bewusst: “Bach schrieb 6, wenn ich nun auch mit 6 Solonaten daherkomme, so geht das Geschreie schon von vornherein an.”

Präludium und Fuge e-Moll gehören in die dritte Phase dieser allen naheliegenden Vorwürfen trotzenden Bachrezeption. In seinen letzten Lebensjahren 1914/15 veröffentlichte Reger Sechs Präludien und Fugen für Violine solo, drei Duos im alten Stil für zwei Violinen (Kanons und Fugen) sowie je drei Suiten für Violoncello bzw. Viola solo. Dies alles fasste er unter der Opuszahl 131 zusammen, wohl in dem Bewusstsein, hier ein streicherisches Sammelwerk geschaffen zu haben, das die Möglichkeiten des von Bach begründeten Sologenres in die verschiedensten Richtungen ausschöpft. Die e-Moll-Fuge mit Präludium ist das letzte Stück der ersten Sechsergruppe, in der das zentrale Satzpaar der bachschen Orgel- und Cembalomusik auf die Violine übertragen wird.