Zwei Sonaten | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

John Jenkins

Zwei Sonaten

Zwei Sonaten für drei Violinen und B.c.

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3925

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2001
JOHN JENKINS Zwei Sonaten

Erst um 1670 wurden die englischen Ohren “refined andpolished and madefit and eager for the sonatas”, wie es der große englische Musikhistoriker Charles Burney ausdrückte. Wieder einmal mit Verspätung gelangte das Inselreich in den Genuss der neuesten Form italienischer Musik, der Sonata, wieder waren es Ausländer, die sie importierten, wie der erwähnte Nicola Matteis.

Was es an englischen sogenannten “Sonaten” vorher gab, hatte mit dem Flair Italiens, mit den gehenden Bässen und Terzparallelen Corellis wenig zu tun. Die Sonaten für drei Violinen und Basso continuo von John Jenkins sind verkappte Fantazias im Stile des älteren Gambenconsorts. In diesem Genre war Jenkins so unangefochten der größte Meister des 17. Jahrhunderts und Erbe von William Byrd, das man ihn noch 1660 in die königliche Kapelle berief und ihm sein Gehalt bezahlte, obwohl er den Dienst nicht mehr versehen konnte – honoris causa. Der große alte Mann der englischen Streichermusik war zwar auf die Lyra spezialisiert (eine besondere Variante der Gambe), doch er stammte aus einer Streicherfamilie, in der bereits 1617 etliche Violinen vorhanden waren. Deshalb bezog er die Geige als Oberstimme auch in seine Consortmusik ein.

Das Besondere seiner Fantasien hat der englische Musikhistoriker Andrew Ashbee in glühenden Worten beschrieben: “Sein kompositorisches Genie war unverwechselbar in seiner lyrischen Erfindungskraft und seiner Begabung für harmonische Strukturierung seiner Stücke. Die Modulationen sind nie abrupt, weitgespannte Antizipationen und auf subtilste Weise aufgebaute Steigerungen erzeugen eine emotionale Intensität, die in jener Zeit einmalig war.” Jenkins wurde durch diese Qualitäten zu Purcells Vorläufer.