Pavane in C für zwei Violinen, Viola und B.c.
Werkverzeichnisnummer: 3923
2001
JOHN DOWLAND
Pavane in C
Zur Beruhigung unserer sommerlich gestimmten Zuhörerinnen und Zuhörer sei gesagt, dass nicht alle Werke des Programms melancholisch sind. Selbst Dowland, der egozentrischste Melancholiker der Epoche (semper Dowland, sempter dolens!), hat Pavanen in Dur geschrieben. Eine solche ist die C-Dur-Pavane, die 1621 in einer Hamburger Sammlung erschien. Sie zeigt, was das Wesen der englischen Streicherpavane des Barock ausmachte. Aus dem einfachen Schreittanz der Renaissance war ein hoch artifizielles Gebilde von „Consortmusik“ geworden. Ein dichter akkordischer Beginn, zumeist dissonanzengesättigt löst sich im zweiten Teil in vagierende Passagen auf, die alle Stimmen durchziehen. Der dritte Abschnitt (alle drei Teile werden wiederholt) steigert die polyphone Dichte und harmonische Farbigkeit des Beginns und beruhigt zugleich die Passagen des Mittelteils. Reinhard Goebel nannte diese dreischrittige Anlage „These-Antithese-Synthese“ und wies darauf hin, dass klangliche Auflockerung hier nicht gefragt war. Die englische Pavane war ein „dicht gewebtes Kunststück a quattro oder a cinque“, und so sollte es bis Henry Purcell bleiben.