“My bonny Lass she smileth”
Werkverzeichnisnummer: 3919
2000
THOMAS MORLEY My bonny Lass, she smileth
Mit Morley, einem der bekanntesten Namen der elisabethanischen Musik, assoziiert man weniger feierlich getragene Madrigale wie mit Wilbye oder Ward, sondern heitere Gesänge im Tanzrhythmus, Canzonetten und sogenannte “Ballette”. Wie schon erwähnt begann Morley seine Karriere mit der Bearbeitung italienischer Madrigale auf englischen Text (Musica transalpina). Er setzte dieses erfolgreiche Verfahren in späteren Sammlungen fort, wie etwa in dem 1595 veröffentlichen First Booke of Balletts to Five Voyces. Hinter diesen Tanzliedern verbergen sich italienische Originale, wie auch im Falle von My bonny lass she smyleth. Es handelt sich um ein Gastoldi-Balletto namens Questa dolce sirena.
Der italienische Flair, der hier ins englische Milieu hinüberspielt, hatte für Morley auch eine eher gefährliche politische Komponente: Nachdem ihn die Königin als Agentin bei den Katholiken eingeschleust hatte, scheint er dem alten Ritus nähergetreten zu sein, als ihm lieb war. Eine Durchsuchung seiner Korrespondenz ergab 1591 gefährliches katholisches Gedankengut in Hülle und Fülle, “enough to have hanged him”, wie der Doppelagent Charles Paget an den Chef des Geheimdienstes schrieb. Morley flehte jedoch so nachdrücklich um Gnade (und war wohl auch musikalisch so unverzichtbar), dass man ihm die scheinbare Rückkehr in den Schoß der anglikanischen Kirche abnahm und ihn zum Gentleman der Chapel Royal beförderte. Er hatte dieses Amt ebenso der Musik wie seiner Spionagetätigkeit zu verdanken, womit wir wieder bei der großen Politik auf der “Fairest Isle” ihrer Majestät angelangt wären.