In Nomine | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Orlando Gibbons

In Nomine

In Nomine

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3913

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2000
JOHN WARD, ORLANDO GIBBONS, BEVIN, BYRD
Fantasias für Gamben

“In der Fantazia vermag sich größere Kunst zu zeigen, als in jeder anderen Musikgattung.” So resümierte Thomas Morley die Bedeutung der Gambenfantasie in der englischen Musik der Zeit. Die “Fantazia” war nicht das, was man sich unter einer “freien Fantasie” vorstellt, sondern das Gegenteil: eine Gattung des strengen Kontrapunkts, in der die kunstvolle Kombination von Motiven geübt wurde. Nur hatte der Komponist hier mehr Freiheit in formalen und harmonischen Dingen als in Tänzen oder in der Kirchenmusik. Fantazias waren stets einsätzig, konnten aber innerhalb dieser Grenzen eine bunte Vielfalt von Abschnitten entfalten, wie unsere beiden Beispiele von Byrd und Ward zeigen.
In nomine nannte man eine Gattung von Fantasie, die ihren Namen dem Abschnitt “In nomine Domini” aus dem Benedictus der Missa Gloria tibi Trinitas von John Taverner verdankte. “Dieser Satz machte auf Taverners Zeitgenossen einen solchen Eindruck, daß sie miteinander zu wetteifern begannen, selbst neue und immer wieder neue In Nomines zu verfassen, ganz der vom Altmeister Taverner geschaffenen Formgattung getreu … von kirchlichen Bindungen des In Nomine war nach Taverner keine Spur mehr übrig. Bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts, also 150 Jahre lang, wurden von englischen Komponisten In Nomines geschrieben.” (E. H. Meyer) Die Loslösung von der kirchlichen Funktion wird an dem “lay out” des wichtigsten In Nomine-Manuskripts im British Museum in London deutlich. In ihm sind die sechs Stimmen auf Doppelseiten so angeordnet, dass sie von sechs Spielern um einen Tisch verteilt musiziert werden konnten. “Solches mag in Privathäusern in einer Mußestunde nach dem Mittagsmahl vor sich gegangen sein.” (Meyer)
Browning nannte eine Reihe elisabethanischer Komponisten Variationenwerke für Gamben über ein viertaktiges Thema, dessen Text offenbar etwas mit “Browning” zu tun hatte. Ob es aber um ein Mädel namens Browning ging oder um “browning nuts”, braun werdende Nüsse im Frühling, ist unklar.