Lullaby
Werkverzeichnisnummer: 3910
2000
WILLIAM BYRD Elegien auf Maria Stuart u.a.
Byrd war der bedeutendste englische Komponist des 16. Jahrhunderts, ein universeller Geist und Meister aller Genres, der die prachtvolle Chormusik ebenso beherrschte wie die stimmungsvolle Elegie, ein Virtuose auf dem Virginal wie im Kontrapunkt war, Lieblingskomponist der Königin und dennoch lebenslang ein überzeugter Katholik. Dies hinderte ihn nicht daran, eines seiner virtuosen Cembalo- bzw. Virginalstücke Sir Francis Walsingham zu widmen, einem Minister der Königin, der sich durch seine Spione besonders genau über die Aktivitäten der Katholiken im Lande informieren ließ.
Byrd initiierte eine gelegenheitsgebundene, nichts destoweniger populäre Gattung des Consort song: die Elegy, die Totenklage, die sich entweder auf politische Persönlichkeiten oder auf Komponistenkollegen bezog. Mit der Totenklage auf seinen Freund und Kompagnon Thomas Tallis schuf er 1585 das Modell, 1612 griff der fast 70jährige Komponist noch einmal zur Feder, um den überraschenden Tod des Prince of Wales, Henry, zu beklagen. In der Mitte zwischen diesen beiden “Songs of Mourning” stehen die Elegien auf Maria Stuart. Die schottische Königin wurde 1587 in Fotheringhay Castle hingerichtet, nachdem sie ihre Cousine Elisabeth um Asyl ersucht hatte. Von einem englischen Gericht wegen ihres Katholizismus verurteilt, wurde sie zu einer Märtyrerin der katholischen Sache hochstilisiert, während ihr eigener Sohn James von Elisabeth als Thronerbe Englands eingesetzt wurde.