Sonate B-Dur, op. 28 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Zdenek Fibich

Sonate B-Dur, op. 28

Sonate B-Dur, op. 28

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3876

Satzbezeichnungen

1. Allegro moderato

2. Andante con variazioni

3. Allegretto vivo

Erläuterungen

2001
ZDENEK FIBICH
Sonate, op. 28 (1886)

Obwohl heute nahezu vergessen, galt Zdenek Fibich im 19. Jahrhundert als der dritte große Mann der tschechischen Musik neben Antonin Dvorak und Bedrich Smetana. Villa Musica-Hörern dürfte vielleicht die Aufführung seines monumentalen Klavierquintetts durch das Ensemble Villa Musica 1998 noch im Gedächtnis sein. Die Interpretation ist auch auf CD erschienen und bestätigte, wie lohnend die Begegnung mit Fibichs Musik sein kann. Im Gegensatz zu seinem neun Jahre älteren Kollegen und zeitweiligen Lehrer Dvorak, der ganz dezidiert die tschechische Volksmusik zur Grundlage seines Schaffens machte, verkörperte der virtuose Pianist und polyglotte Kunstkenner Fibich das deutsche Bildungsbürgertum im damaligen Böhmen. Der Sohn eines fürstlich auerspergischen Forstbeamten und einer Wienerin ging in Wien zur Schule, studierte in Leipzig bei Moscheles und in Mannheim bei Vincenz Lachner. Als musikalisches Wunderkind, das bereits mit 15 Jahren mehr als 50 Werke komponiert hatte, bevorzugte er anfangs deutsche Texte im Lied und wandte sich erst allmählich der national-tschechischen Opernbewegung zu. Eine Vorliebe für Stoffe aus der Weltliteratur und der deutschen Klassik anstelle der üblichen tschechischen Dorf- und Märchengeschichten, das Beharren auf Zdenko, der deutschen Form seines Vornamens, und der eher internationale als tschechische Charakter seiner Symphonik sind weitere Indizien für Fibichs deutsche oder besser westliche Orientierung. Dies betrifft auch seinen Stil. So volkstümlich sich Fibichs Themen geben, sind sie doch stets von einem „leicht süßlichen melodischen Idiom“ (John Tyrrell) geprägt, das man als internationale Spätromantik bezeichnen könnte. Weitere für den Komponisten typische Züge sind die Neigung zu fast ununterbrochener Modulation und der freie Kontrapunkt nach dem Vorbild Mendelssohns.
Das Hauptwerk des Pianisten Fibich war sein Zyklus Tagebuch, 376 kurze Stücken mit dem Untertitel Stimmungen, Impressionen und Erinnerungen, in denen er die Liebe zu seiner Kompositionsschülerin und Librettistin Anezka Schulzova beschrieb – bis hin zu konkreten erotischen Schilderungen ihres Körpers. In der Sonate für Klavier zu vier Händen, die 1886, einige Jahre vor dem Klavierzyklus, entstand, wird man solche konkreten lautmalerischen Züge nicht finden. Sie ist ein „großräumiges, dreisätziges Werk, dass Fibichs Lehrer Dvorak gewidmet ist. Anmutig, melodiös und formvollendet, ist es auch technisch anspruchsvoll und verdient sehr wohl eine Wiederentdeckung“, wie Cameron McGraw in seinem Überblick über das Repertoire für Klavierduo schrieb.