Sonate für Klavier, op. 6 (1917)
Werkverzeichnisnummer: 3869
1. Markig
2. Sehr langsam. Frei im Zeitmaß
3. Lebhaft, aber nicht zu schnell
2000
ILSE FROMM-MICHAELS
Klaviersonate, Acht Skizzen
Unter den Komponistinnen des 20. Jahrhunderts nimmt Ilse Fromm-Michaels eine Sonderstellung ein. Aufführungsverbot während der Nazi-Herrschaft und die Erinnerung an ihren vom Regime verfolgten Mann ließen sie in den 1930er Jahren bis zu ihrem Tode kompositorisch verstummen. Erst Interpreten wie Babette Dorn haben uns auf ihre wichtigen Werke wieder aufmerksam gemacht. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg begann die Karriere der Hamburgerin Ilse Fromm denkbar glänzend: “Arthur Nikisch … war der erste in der Reihe bedeutender Dirigenten, unter denen sie damals und später musizierte… Wilhelm Furtwängler, Hermann Abendroth, Otto Klemperer, Carl Schuricht, Eugen Jochum und viele andere gehörten dazu. Eine stolze Bilanz, die aber erst dann verblüffend wird, wenn man sie durch die Liste von modernen Komponisten ergänzt, deren Werke auf den Programmen von Ilse Fromms Klavierabenden standen, vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Es waren Reger, Pfitzner, Hindemith, Busoni, Jarnach, Strawinsky, Schönberg, Milhaud, Bartok, Kodaly, Webern, Berg.” (Grebe)
Als Komponistin war sie Schülerin von Pfitzner, was ihre frühen Klavierwerke prägte. In Zyklen wie Acht Skizzen lieferte sie Nachträge zum Genre des poetischen Klavierstücks der Romantik. Das Verständnis für die Werke der Wiener Schule, das ihrem Lehrer versagt blieb, gewann sie aus der Aufführung schönbergscher Klavierwerke. Auch kompositorisch hat sie sich gegen Ende des Ersten Weltkriegs der Moderne zugewandt. Davon zeugt ihre 1917 komponierte Klaviersonate. Trotz traditioneller Dreisätzigkeit und dem Bekenntnis zu den überlieferten Formen wirkt sie im Material und in der pianistischen Technik avancierter als die frühen Klavieryzklen.