Sonate g-Moll für Oboe, Violine und B.c., op. 2,5
Werkverzeichnisnummer: 3849
1. Larghetto
2. Allegro
3. Adagio
4. Allegro
2000
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
Triosonate g-Moll, op. 2, 5
Im allgemeinen wird unterschätzt, wie jung die deutschen Komponisten des Spätbarock “große Werke” im heutigen Sinne komponierten: Bach schrieb seinen Actus tragicus wohl schon 1707 mit 22 Jahren, im selben Jahr reüssierte Händel mit seinem ersten Oratorium in Rom, Telemanns Jugendleistungen wurden schon erwähnt. “Reife” war für diese Generation, die früh ihren Lebensunterhalt selbst verdiente, keine Frage des Alters. Deshalb darf man wohl auch getrost einige erst viel später gedruckte Sonaten Händels in seine Jugendjahre in Halle, Hamburg (1703-1706) und Italien (1706-1710) datieren. Seine erste Triosonate soll er mit 18 komponiert haben.
Welche der Triosonaten des Opus 2 so frühen Datums sind und welche erst vor der Drucklegung 1721/22 entstanden, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass Händel für diese sechs Sonaten fast durchweg Melodien verwendete, die ihm schon als junger Komponist ein- (oder von anderen Komponisten zu-)gefallen waren. Unser Beispiel, die Triosonate g-Moll, op. 2, 5, endet mit einem Allegrothema im Dreiertakt, das wohl jeder Händelfreund kennt. Es taucht zum ersten Mal in einer römischen Kantate von 1707 auf und durchzieht dann Händels Werk in den unterschiedlichsten Varianten: als Arie, Orchester- und Cembalosatz. Alle vier Sätze der g-Moll-Sonate begegnen uns in Händels Werk in anderer Form wieder: in den Chandos Anthems, den Orgelkonzerten, in Opern und Oratorien. Den ersten und letzten Satz hat er etwa als Basis für sein g-Moll-Orgelkonzert, op. 4, 3, benutzt. Für den Händelkenner sind diese Zusammenhänge ein beliebtes Puzzle, für den Hörer bringen sie die Gewissheit mit sich, dass wir es hier mit bestem Händel zu tun haben.
Für seine 1721 publizierte Triosonate hat Händel die frühen Themen zu einem echten Triosatz verarbeitet: Die beiden Oberstimmen (wahlweise Violinen, Oboen oder Querflöten) sind affektvoll sprechend angelegt wie etwa gleich im einleitenden Dialog des Larghetto mit seinen Seufzerfiguren. Die beiden Allegrosätze sind frei imitatorisch gehalten, wobei im zweiten der grandios selbstbewusste Bass, im letzten die fugierte Behandlung des berühmten Themas auffallen. Der dritte Satz ist ein liebliches Intermezzo, ein Kammerduett.