Sonate c-Moll | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Johann David Heinichen

Sonate c-Moll

Sonate c-Moll für Oboe und Fagott

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3848

Satzbezeichnungen

1. Grave

2. Allegro

3. Larghetto e cantabile

4. Allegro

Erläuterungen

2000
JOHANN DAVID HEINICHEN
Duo c-Moll

Verglichen mit dem geborenen Organisationsgenie Telemann war Johann David Heinichen ein Spätentwickler in Komposition und Administration. Er besuchte die Thomasschule in Leipzig und studierte an der dortigen Universität wie Fasch, Telemann und Graupner die Rechte, übte diese aber auch aus: Sein erstes Geld verdiente er mühsam genug als Advokat. Erst die Gelegenheit, mit einem Adligen nach Italien zu reisen, führte ihn in den Schoß von Frau Musica zurück. In Venedig versuchte er, als Opernkomponist Fuß zu fassen, was gegen die italienische Konkurrenz aussichtslos war. Heinichen hatte in Italien einen schweren Stand, bis 1716 der sächsische Kurprinz Friedrich August auf seiner “Kavalierstour” in Venedig Station machte und auf die musikalischen Talente des Sachsen aufmerksam wurde. Der Prinz empfahl seinen Landsmann seinem Vater August dem Starken als Hofkapellmeister nach Dresden. Heinichen bekleidete diese Stellung dann auch tatsächlich von 1717 bis zu seinem Tode 1729. Es war der überraschende Aufstieg eines bis dahin kaum bekannten Komponisten auf die zweithöchste Kapellmeisterstelle des Reiches.
Nach seinem Tode ist Heinichen ebenso rasch wieder in Vergessenheit geraten; seine Werke gingen im Wust spätbarocker “Kleinmeister” unter, und nur wenige waren allenfalls Spezialisten bekannt. Dies änderte sich schlagartig, als 1996 Reinhard Goebel mit Musica Antiqua Köln seine Dresdner Concerti einspielte. Es war der zweite Aufstieg Heinichens aus einer unverdienten Versenkung, eine Rehabilitierung, die bis heute anhält und in jedem Jahr neue CDs mit Oratorien, Kirchenmusik und Orchesterwerken zu Tage fördert.

Die Kammermusik für kleine Besetzungen kann in dieser Renaissance allenfalls marginale Bedeutung beanspruchen, in Quantität wie Qualität. Als wir vor Jahren bei einem Alte-Musik-Kurs der Villa Musica ein Heinichen-Quartett mit Reinhard Goebel einstudierten, erwies es sich als höchst dünnblütige Angelegenheit. Expressiver wirkt die c-Moll-Sonate, die Ingo Goritzki eigens für dieses Programm ausgewählt hat. Die viersätzige da Chiesa-Anlage, die italienische Kantabilität (etwa im dritten Satz Larghetto e cantabile) und die Besetzung deuten auf Venedig hin, wo in den Jahren nach 1710 das Spiel auf Oboe und Fagott erstaunliche Virtuosität erreichte.