Partita a tre g-Moll KV 320 für zwei Violinen und B.c.
Werkverzeichnisnummer: 3822
Sonata. Andante – Allegro
Sarabande
Passacaglia
2002
JOHANN JOSEPH FUX
Partita in C und g
Unter Johann Joseph Fux erreichte die Wiener Hofkapelle den Höhepunkt ihres Glanzes (und ihres Personalstands!), eine Aufbauarbeit von mehreren Jahrzehnten, die der geborene Steirer mit dem Segen dreier Habsburger-Kaiser vollzog. Auch er war ein Günstling Leopolds I., der wie aus dem Nichts am Kaiserhof erschien. Wie Schmelzer war als geborener Österreicher bestens geeignet, die Ambitionen der Italiener bei Hofe zu dämpfen.
Als armer Bauernbub in Hirtenfeld bei Graz aufgewachsen, verdankte Fux seine Erziehung und seine musikalischen Kenntnisse den Grazer Jesuiten, später der Universität in Ingolstadt. Auf einem Jagdausflug nach Wiener Neustadt wurde der junge, noch völlig unbekannte Organist von Kaiser Leopold I. entdeckt und an den Hof gezogen. Schrittweise beförderten ihn der Kaiser und seine Söhne Joseph und Karl aus der Position des „Hofcompositeurs“ in die des Vize- und schließlich des Oberkapellmeisters. Als solcher war er ab 1715 Amtschef einer Behörde mit über 140 fest angestellten Musikern. Daneben verlangte der Kaiser von ihm Musik in den großen Genres Oper, Oratorium und Messe.
Zu den delikaten Genüssen des Kammerstils fand der spätere Fux kaum mehr Zeit. Seine Sonaten und Orchestersuiten sind fast alle in der Zeit zwischen 1698 und 1711 entstanden, als er im Amt eines Hofcompositeurs dem Kaiser und seinen Söhnen zum persönlichen Musikplaisir zur Verfügung stand. Aus dieser Zeit datiert auch sein Concentus musico-profanus, den er 1700 dem späteren Kaiser Josph I. widmete.
„Triosonaten“ nannte Fux nur Stücke für den kirchlichen Gebrauch, die in großer Streicherbesetzung in den Hofgottesdiensten gespielt wurden. Unsere beiden Werke sind „Partiten“, Mischformen aus Suite und Triosonate, die für die intimen Kammerzirkel des Kaisers und seiner Söhne bestimmt waren. Aus dem Jahre 1698 etwa ist überliefert, dass Fux für die Erzherzöge Joseph und Karl eine „Serenade“ aufführte. Ersterer kam 1705 als Joseph I. auf den Kaiserthron, verstarb jedoch bereits 1711, was seinem Bruder Karl den Weg zur Kaiserwürde und Fux die Stufen auf den Parnass der Hofmusik ebnete. Karl VI., der Vater Maria Theresias, war ein Kenner des Kontrapunkts – Wasser auf die Mühlen seines Oberkapellmeisters, der durch den Kontrapunkt-Traktat Gradus ad parnassum unsterblich werden sollte.
Wer freilich vermeint, in der Musik von Fux ebenfalls trockenen Kontrapunkt zu finden, den belehren die Triopartiten eines besseren. Die C-Dur-Partita, Köchel-Verzeichnis 323 (Ludwig Ritter von Köchel hat neben dem Mozart- auch ein Fux-Werkverzeichnis erstellt), ist ein überaus farbiges Gebilde voll tonmalerischer Fantasie. Im fugierten ersten Satz werden wir Zeugen eines Kampfes (Les combattans), aus dem im zweiten Satz die Sieger hervorgehen, die sich in einer munteren Gigue feiern lassen (Les vainqueurs). Auf ein Perpetuum mobile in a-Moll folgen drei melodisch reizvolle Tanzsätze im neuesten französischen Geschmack: ein Menuett, eine Gavotte für die beiden Violinen ohne Bass und ein doppelter Rigaudon. Die kleine Suite belegt, dass man auch in Wien die „Lustbar- und Lieblichkeit der frantzösischen Musik“ nicht verschmähte, obwohl der Sonnenkönig Ludwig XIV. der Erzrivale Leopolds I. war und gegen den Kaiser praktisch ununterbrochen Krieg führte.
Die großartige g-Moll-Partita, KV 320, ist mit ihrem ausdrucksstarken Andante, dem herrlichen doppelfugierten Allegro und der großen Passacaglia am Ende eine der eindrucksvollsten Triosonaten des Barock überhaupt, wobei das Finale sich mit den Chaconnes eines Purcell oder Lully messen kann.