Partita in D Murray B5 (1787)
Werkverzeichnisnummer: 3785
1. Grave – Vivace
2. Menuet moderato – Trio I und II
3. Romance. Adagio non tanto
4. Allegro vivace
Kaum ein Komponist der Klassik erfreute sich so allgemeiner Beliebtheit wie Antonio Rosetti. Der geborene Böhme, der lange Zeit als Dirigent des ausgezeichneten Orchesters am Wallersteiner Hof wirkte, später als Hofkapellmeister in Schwerin, war sowohl mit seinen Sinfonien als auch mit seinen deutschen Oratorien und Kammermusiken auf den Programmen der Epoche regelmäßig vertreten. In Paris und Berlin, am Koblenzer und Mannheimer Hof, in Mainz und Zweibrücken hatte er unter adligen wie bürgerlichen Musikliebhabern viele Bewunderer.
In Wallerstein gehörte die Harmoniemusik zu Rosettis wichtigsten Aufgaben, denn auf die Qualität und das Repertoire seiner Bläser legte Fürst Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein größten Wert. Vor einigen Jahren hielt der amerikanische Musikwissenschaftler Sterling Murray, von dem auch das Rosetti-Werkverzeichnis stammt, in Schloss Engers einen Vortrag über die wallersteinische Harmoniemusik (publiziert 1999). Er zeigte, wie reich und vielfältig das Repertoire dieses Bläserensembles war, dessen besondere Spezialität in sogenannten „Parthien“ bestand, die in Aufbau und Stil wie Sinfonien angelegt sind.
Auch in Rosettis umfangreichem Bläserschaffen dominieren solche viersätzigen „Bläsersinfonien“ für mehr oder weniger groß besetztes Ensemble. Das klassische Bläser-oktett – je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte – hat Rosetti regelmäßig erweitert oder variiert. Er bezog die ausgezeichneten Flötisten seiner Hofkapelle mit ein, gesellte sich selbst am Kontrabass zu den Bläserkollegen, ließ dafür aber oft den schwachen zweiten Klarinettisten weg. So zeigen seine Bläsermusiken mehr Vielfalt in Besetzung und Instrumentation als die Wiener Bläseroktette der Epoche. Dies allein macht schon einen besonderen Reiz aus.
Im Aufbau sind Rosettis Parthien würdige Gegenstücke zu Joseph Haydns Sinfonien. Die in unserem Konzert gespielte Parthia in D a Due Flauti, Due Oboe, Due Corni, Due Fagotti, Clarinetto in A e Violono von 1787 beginnt mit einer langsamen Einleitung wie viele Haydn-Sinfonien der 1780er Jahre. Die gravitätische Staccato-Tonleiter, mit der das Fagott den Satz eröffnet, wird im folgenden Vivace von der Flöte zum schnellen Hauptthema verwandelt. Dazu wird an die aufsteigende eine absteigende Tonleiter angehängt – ein scheinbar simples Spiel mit Skalen, aus dem Rosetti Stoff für einen anspruchsvollen Satz in Sonatenform gewann.