Quartett Nr. 2, op. 26
Werkverzeichnisnummer: 3784
1. Allegro rustico
2. Adagio angoscioso
3. Presto magico
4. Libero e rapsodico
5. Furioso
2002
ALBERTO GINASTERA
Quartett Nr. 2
1916 in Buenos Aires geboren und 1983 in Genf gestorben, war Ginastera der wohl größte argentinische Komponist des 20. Jahrhunderts. Er gilt als “eindrucksvoller Interpret der nationalen Kultur und des Nationalcharakters von Argentinien” (G. Chase), seine Musik wird aber in den letzten 20 Jahren auch zunehmend als “moderne Klassik” auf europäische und nordamerikanische Programme gesetzt.
Etwas überspitzt könnte man Ginastera den Garcia Marquez der südamerikanischen Musik nennen. Wie der große Romancier erzählte er in seinen Opern blutige und verwirrende Geschichten von Inzest und sexueller Gewalt. Die Erstaufführung seiner Oper Bomarzo wurde in Buenos Aires aus moralischen Gründen verboten; ein deutscher Kritiker nannte das Werk gar einen “Porno in Belcanto”.
Seine Instrumentalmusik zeigt ähnliches Temperament, wie die Satzbezeichnungen des 2. Quartetts verraten (magisches Presto, ängstliches Adagio, Furioso). Das Stück gehört heute wie das 1. Streichquartett zum Repertoire mehrerer internationaler Quartette, und auch einige CD-Produktionen der beiden Werke liegen vor. Das Henschel Quartett selbst hat die Streichquartette Nr. 1und 2 von Ginastera bei Arte Nova eingespielt.
Ginastera hat sein Schaffen in drei Stilperioden eingeteilt: Die erste 1937-48 nannte er den “Objektiven Nationalismus”, geprägt von der Verwendung argentinischer Folklore. Die Volksmusik Argentiniens ist selbst sozusagen multikulturell, indem sie europäische, indianische, afrikanische und kreolische Einflüsse verarbeitet. Ginastera wurde besonders von der Musik der argentinischen “Pampas” angezogen, sozusagen der “Cowboy Musik” seiner Heimat.
Elemente dieser Musik begegnen auch in seiner zweiten und dritten Stilperiode, die er “Subjektiver Nationalismus” (1948-56) und “Neo-Expressionismus” nannte (ab 1957). Die Kernstücke dieser beiden Stile sind seine Streichquartette Nr. 1 und 2. Während ersteres für den subjektiven Umgang mit der Folklore steht, vertritt das zweite Ginasteras Hinwendung zur Zwölftönigkeit. Die Uraufführung des komplexen fünfsätzigen Werkes durch das Juillard Quartet 1958 in Washington D.C. wurde zum internationalen Durchbruch für den Komponisten.