Klaviersonate, op. 1 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Alban Berg

Klaviersonate, op. 1

Sonate für Klavier, op. 1

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3778

Satzbezeichnungen

Erläuterungen

2002
ALBAN BERG
Klaviersonate, op. 1

Sich in Wien mit einer Klaviersonate als Opus 1 dem Publikum vorzustellen, hatte hochsymbolischen Charakter und war ein heikles Unterfangen. Die Sonatenkunst eines Beethoven, Schubert und Brahms rückte unweigerlich vor das geistige Auge der Hörerinnen und Hörer und legte die Messlatte auf klassische Höhe. Dies musste Alban Berg schmerzlich erfahren, als die Uraufführung seiner Klaviersonate Opus 1 durch die Pianistin Etta Werndorf 1911 zu stürmischen Protesten führte. Das einsätzige, harmonisch wie formal über die Spätromantik hinausgreifende Werk wirkte auf die Zeitgenossen wie eine Verhöhnung der großen Wiener Tradition, obwohl es sie natürlich in aller Emphase fortführte. Aus einem harmonisch gleichsam aufgeladenen Material – Bergs Tribut an seinen Lehrer Arnold Schönberg auf dem Stand von dessen erster Kammersinfonie – entwickelt sich im Rahmen eines einzigen großen Satzes eine komplexe Sonatenform aus Exposition, Durchführung, Reprise und Coda.

Es war Schönberg, der seinem Schüler Berg geraten hatte, dieses Stück aus den Jahren 1907-1908 als sein Opus 1 zu publizieren. Berg bezahlte diesen Erstdruck aus eigener Tasche. Erst zehn Jahre später nahm der Wiener Verlag Haslinger die Sonate in sein Programm auf, wie überhaupt der frühe Berg auf den Verkauf „von ein paar antiquen Sachen“ aus seinem „Hausrat“ angewiesen war, um den Druck seiner ersten vier Opera zu bezahlen. So desinteressiert waren die Wiener Verleger an den ersten Werken des vielleicht begabtesten Komponisten der Wiener Schule.