Suite B-Dur, BWV 1006a (nach der Lautensuite E-Dur)
Werkverzeichnisnummer: 3751
1. Prélude
2. Gavotte en rondeau
3. Menuet 1 und 2
4. Gigue
2002
J. S. BACH
Suite, BWV 1006a
Im Gegensatz zu Händel hat Bach der Harfe kein einziges Stück gewidmet. Man darf davon ausgehen, dass er die barocke Harfe nie in seinem Leben gehört hat, war sie doch selbst im größten deutschen Orchester der Epoche, der Dresdner Hofkapelle, nicht in Gebrauch. London, Paris und Italien waren die Zentren des Harfenspiels, und keines von ihnen hat Bach besucht. Seine Vorstellungen vom Klang eines Zupfinstruments waren ganz von der Laute geprägt. Er war mit dem berühmtesten Lautenisten der Zeit, Silvius Leopold Weiss, befreundet und ließ ein Tasteninstrument namens Lautenwerck oder Lautenclavier bauen, das den Klang der Laute perfekt imitierte. Die Stücke, die Bach für dieses Instrument bzw. für die Laute selbst komponierte, eignen sich besonders gut für Harfentranskriptionen.
Die Lautensuite E-Dur, BWV 1006a, entstand in Bachs Leipziger Zeit um 1740, möglicherweise für jenen geheimnisvollen “Monsieur Schuster”, dem er auch die Lautenpartita BWV 997 widmete. Bachforscher haben den Widmungsträger als Leipziger Buchhändler identifiziert, der zugleich ein passionierter Lautenist war.
Auch die Lautenvirtuosen Weiss und Kropfgans kamen als Interpreten für diese Suite in Frage. Bach hat das Werk für Laute bzw. Lautenwerk nicht neu geschrieben, sondern durch Bearbeitung gewonnen. Es handelt sich um die Lautenfassung der dritten Partia bzw. Partita für Violine solo in E-Dur, BWV 1006, die er kurz vor 1720 in Köthen komponiert hatte. In Leipzig transkribierte er das Werk nicht nur für Laute, sondern auch für Orchester. Das virtuose Prélude ist in einem Arrangement für Orgel und Orchester mit Pauken und Trompeten erhalten. Es eröffnet in dieser Gestalt mehrere Leipziger Kantaten Bachs, u.a. die Ratswahlkantate Wir danken dir, Gott, wir danken dir, BWV 29.
Für die Orchesterfassung transponierte Bach das Prélude nach D-Dur. Auf der Harfe erklingt es in B-Dur zusammen mit drei Tanzsätzen der Violinpartita bzw. Lautensuite. Jeder von ihnen – die anmutige Gavotte en rondeau, das galante Menuett-Paar und die glänzende Gigue – scheint wie geschaffen für die Harfe, dank der Doppelgriffe und des akkordischem Spiels, das Bach hier bereits im Violinoriginal vom Interpreten fordert.