Sonate Nr. 1 D-Dur
Werkverzeichnisnummer: 3746
Allegro
2002
JOHN PARRY
Allegro aus der First Lesson
Das erste Stück führt uns nicht zufällig ins London der Händelzeit. In Großbritannien herrschte seit dem Mittelalter kein Mangel an Harfenisten. Die meisten von ihnen kamen aus Wales, so auch John Parry, der zunächst einer walisischen Adelsfamilie, später dem Prince of Wales diente, schließlich Harper to His Majesty wurde.
Parry war blind, wie so viele seiner traditionsreichen Vorgänger. Dennoch feierte er im Konzertsaal Erfolge, u.a. mit Händels Harfenkonzert, und trat als Komponist von Lessons for the harp hervor. Darunter hat man sich nicht etwa Lektionen für den Unterricht vorzustellen, sondern ausgewachsene Sonaten. In London nannte man jegliche Musik für Soloinstrument, selbst Händels Cembalosuiten, Lessons. Das erste Allegro aus Parrys First Lesson erinnert in seiner barocken Motorik und im Glanz der Passagen an Händel, obwohl Parrys Lessons erst 1761 publiziert wurden. Epoche machte er mit Sammlungen walisischer Volksweisen, wie sie von den “Cambro-Britons” in Nordwales bewahrt worden waren. Mit seinen Arrangements dieser Musik ließ er im mondänen London der Aufklärungszeit den Nimbus der mittelalterlichen Barden wieder aufleben.