Notturno F-Dur, Hob. II:26 | Kammermusikführer - Villa Musica Rheinland-Pfalz

Joseph Haydn

Notturno F-Dur, Hob. II:26

Notturno F-Dur, Hob. II:26

Besetzung:

Werkverzeichnisnummer: 3738

Satzbezeichnungen

1. Adagio – Allegro spiritoso

2. Adagio

3. Finale. Allegro con brio

Erläuterungen

2002
Notturno Nr. 2 F-Dur

Joseph Haydn musste sich über Mangel an aristokratischen Aufträgen wahrlich nicht beklagen. Zu den kuriosesten gehörte eine Bestellung von Notturni für König Ferdinand IV. von Neapel, die 1787 in Wien eintraf. Zweifellos war es Ferdinands Gattin Maria Carolina, eine Tochter Maria Theresias, die ihren Gemahl auf Haydn aufmerksam gemacht hatte, um eine seiner Leidenschaften, das Spiel auf der lira organizzata, zu befriedigen.

Mit den Leidenschaften Ferdinands war es so eine Sache. Sein Schwager, der spätere Kaiser Leopold II., vermerkte in seiner Familienchronik, Ferdinand sei „ein Schürzenjäger bis zum Exzess und schlecht erzogen“, die Erziehung der Kinder und die Staatsgeschäfte überlasse er ganz seiner Frau. Zum Glück, denn so lag es an der Habsburgerin Maria Carolina zu entscheiden, wem man den Auftrag zu den Notturni erteilte. Ferdinands musikalische Leidenschaft war für seine Frau weniger schmerzlich als seine zahllosen Affären, galt sie doch einem harmlosen Objekt der Begierde. Die lira organizzata war ein Volksinstrument, eine Art Mischung aus Orgel und Drehleier, die sich bei den Bauern und Tagelöhnern Neapels größter Beliebtheit erfreute, außerhalb Italiens jedoch kaum von Belang war. Haydn hatte acht Notturni für zwei lire organizzate und Ensemble zu schreiben. Glücklicherweise lassen sich die Solopartien auf Flöte und Oboe übertragen, so dass die vitalen Notturni für die Kammermusik „gerettet“ werden konnten. Haydn bemühte sich in jedem der acht Stücke um gedrängte Kürze, einerseits, um den königlichen Solisten nicht zu überfordern, andererseits, weil man in Italien den „langen Geschmack“ (Mozart) der Wiener nicht goutierte. Mit kaum neun Minuten Spieldauer wirkt auch das zweite Notturno in F-Dur wie eine Sinfonie en miniature. Langsame Einleitung und Sonatenallegro, langsamer Mittelsatz und schnelles Finale ergeben die in Italien übliche Sinfonieform ohne Menuett. In rauschenden, quasi-orchestralen Effekten hat Haydn den Klang des kleinen Ensembles zu maximalem Effekt gesteigert.